Wirklich interessant sind Bücher nur dann, wenn sie das Gegenteil von dem darlegen, was alle Welt glaubt. So war es mit Rousseaus berühmten ersten Discours – so ist es mit Hans Olafs Henkels „Ethik des Erfolgs“. Politiker, Beamte, Gewerkschaftler, Sozialisten und Kritiker – die ganze Priesterschaft des Zeitgeistes bekommt ihr Fett weg, denn sie sind nach Meinung des Autors in erster Linie schuld daran, dass das Modell Deutschland dabei ist, immer rasanter den Bach herunterzugehen. Sie haben den Erfolg als „unsozial“ „undemokratisch“ und „ungerecht“ denunziert und damit die Zauberformel gefunden, die alle Menschen ärmer macht. Aber gottlob existiert bereits ein Gegenmittel: die Globalisierung, die die Versäumnisse und Erschleichungen gnadenlos offenlegt und die unfähigen Regierungen entlarvt. Die Globalisierung, in deutschen Schulen ein anderes Wort für den Gottseibeiuns und den Satan schlechthin, gehört für Henkel zu den größten Errungenschaften der Menschheitsgeschichte, weil sie das Medium der Freiheit und der Mobilität ist, dem gegenüber die Verkrustungen des alten Europa schmerzhaft ins Auge stechen. Kein Wunder, dass alle unfähigen Regimes, die die Gelder ihrer Bürger verprassen, auf die Globalisierung schimpfen, kein Wunder, dass die Gemeinde der Altlinken, nachdem sie die Narrenkappe des Marxismus nolens volens haben weglegen müssen nun mit der Monstranz der Antiglobalisierung durch die Welt rasen. Es sind kräftige Hiebe, die Henkel nach allen Seiten austeilt, das wird man sagen müssen, doch der Autor hat, wie er anschaulich schildert, bei seinen diversen Auftritten auch selbst kräftig einstecken müssen. Nichts von dem, was Henkel anführt, ist wirklich neu – neu und in verblüffender Weise überzeugend dagegen ist die Gesamtschau, die der Autor entwickelt. Als würde jemand den Deckel über einen Topf heben, so enthüllt sich plötzlich die Bundesanstalt für Arbeit, das deutsche Sparkassensystem, die Mitbestimmung, Oskar Lafonatiane und seine „verrückten“ Ökonomen, Attac und Johannes Rau, Gerhard Schröder und Goldhagen zu einer galligen Gesamtsouce, die den Braten Deutschland gründlich verschandelt hat. All das liest sich überzeugend und zugespitzt, und nicht in allen Punkten wird man dem Autor zustimmen mögen – doch in der Schärfe und Treffsicherheit der Gesamtschau und vor allem in der Analyse des so bombensicher vernetzten deutschen Schlendrians macht ihm so leicht niemand etwas vor.