Anliegen des Buches ist eine Reduktion des Mohammed Bildes auf ein menschliches und damit reformfähiges Maß, wobei er davon ausgeht, dass das Mohammed Bild, das heute so monolithisch und weltenthoben über allem Menschlichen thront, selbst eine Schöpfung anderer Menschen war. Diese Überhöhung gilt es aufzubrechen, damit sich der Islam als eine reformfähige Religion erweisen und endlich aus dem frühen Mittelalter Abschied nehmen kann.
Die Frage nach der Authentizität der Mohammed-Figur führt ihn zunächst zur Diskussion über den Koran, dessen Suren einen frühen, friedlichen (erfolglosen) Mohammed in Mekka und einen kriegerischen (erfolgreichen), späten Mohammed in Medina zeigt. Ebenfalls hinzugezogen werden die Hadhite, von denen gleich nach dem Tod Mohammeds Tausende und Abertausende oft in propagandistischer Absicht in Umlauf gesetzt werde ( nicht zuletzt von Mohammeds Frau Aischa, auf die allein 2200 Hadhite zurückgehen – später werden die Hadhite durch den Gelehrten Al-Buchari aus dem Nordiran geordnet und kanonisiert).
Die Tatsache, dass Mohammeds Name und der „Islam“ in den ersten sechzig/ siebzig Jahren auf konkreten Überresten, in Moscheen, Tempeln oder auf Münzen überhaupt nicht auftaucht, verwundert. Dieser Umstand und die Tatsache, dass auf den Münzen die Kreuzzeichen und andere christliche Symbole weiterexistieren, hat zu der These geführt, dass die Gestalt Mohammeds eine rückwärtige Erfindung der Kalifen des 8. Jhdts. gewesen sein, um ihre Macht in der Vergangenheit zu verwurzeln. Das erscheint Samad unwahrscheinlich, weil damit die gesamte mündliche Überlieferung ausblendet wird. auf der anderen Seite wird Mohammed als geschichtliche Gestalt namentlich weder in byzantinischen oder sassanidischen Quellen erwähnt.
Eine ganz entscheidende Rolle in der Mohammed-Überlieferung stellt der Umayyaden Kalif Abd-el-Malik dar (646-705), der bei der Bekämpfung eines Aufstandes Mekka und die Kaaba zerstören ließ und ein neues kultisches Zentrum benötigte. Deswegen ließ er nach 683 in Jerusalem den Felsendom erbauen und etablierte die Mär von Mohammeds Himmelfahrt vom Tempelberg. Ebendort befindet sich auch die erste Erwähnung des Namens Mohamed („der Gepriesene“) auf einer Tempelwand, wobei aber immer noch die Frage bleibt: war das ein Eigenname oder ein Titel? Nächster Treibsatz der Mohammed Überlieferung war der Machtwechsel von den Ummayyaden zu den Abbassiden um 750. Die Abbassiden, ursprüngliche ein Mohammed feindlich gesinnter Stamm, wollte sich rückwirkend rechtfertigen und gab die erste Biografie Mohammeds in Auftrag. Sie wurde unter der Vorgabe verfasst, Al –Abbas, den Onkel Mohammeds und Ahnvater der regierenden Abbassiden groß herauszustellen. Diese Biografie wurde 130 Jahre nach Mohammeds Tod um 760 von Ibn Ishaq verfasst. Die lange Fassung, die auf Anweisung des Kalifen gekürzt werden musste, ist verloren gegangen und nur in der gekürzten Neubearbeitung von Ibn Hischam um 830 teilweise erhalten geblieben. Ist das Rätsel der Existenz Mohammeds damit gelöst? Wohl kaum.