Man hat behauptet, niemand könne Amerika verstehen ohne das Phänomen Hollywood begriffen zu haben. Ab den Zwanziger und Dreißiger Jahren verwandelten sich die Scheunen, in denen halbgare Stummfilmstreifen vor johlendem Publikum abgespult wurden, in Filmpaläste, in denen die Mythen einer Nation aufgeführt wurden. Die fast alle von jüdischen Emigranten gegründeten Filmstudios wie Paramount, Universal, Warner Brothers und MGM wurden zu den Geburtshelfern großer Filme wie „Ringo“ „Vom Winde verweht“ Früchte des Zorns“, in denen sich die Nation wiedererkannte, feierte und beweinte. Henry Fonda (1905-1892), der sympathische Junger aus Nebraska, hat diese Entwicklung von der Pike auf miterlebt – über Rummelplatztourneen, Theatererfolge und den Broadway kommt er nach Hollywood ins sonnige Kalifornien und feiert seine ersten großen Erfolge in „Der junge Mr. Lincoln“ oder „Mr. Roberts“, die aus ihm einen der ersten großen Superstars des neuen Massenmediums Film machen. Fondas offene sympathische Erscheinung, seine Selbstdisziplin und seine hohen moralischen Ansprüche machen ihn zur Idealbesetzung für eine ganze Reihe hochkarätiger Rollen – im Privatleben ist er jedoch verschlossen, fordernd und schwierig. Seine Ehe mit Jane Seymour, der Jane und Peter Fonda entstammen, endet im Jahre 1950 tragisch durch Selbstmord der Ehefrau, und auch Peter und Jane Fonda werden zeit ihres Lebens am schwierigern Verhältnis zu ihrem Vater zu tragen haben. Als Kinderstar, Softpornoqueen in Barbarella und schließlich als linksradikale Anti-Vietnam-Aktivistin, als Ehefrau des Medienmoguls Ted Turner und zweifache Oscarpreisträgerin polarisiert und fasziniert Jane Fonda die Öffentlichkeit weit mehr als ihr Vater – ebenso wie ihr Bruder Peter, der als „Captain America“ in „Easy Rider“ den Nerv einer ganzen Generation trifft. Mit Peters Tochter Bridget Fonda ist die Schauspielerdynastie Fonda nun in der dritten Generation aktiv geworden, wobei Bridgets Erfolge von Leuten gefeiert werden, die ihren Großvater Henry nur noch als Legende kennen. Diesen Verästelungen eines ganzes Jahrhunderts Filmgeschichte in engem Kontext mit der Zeit- und Kulturgeschichte nachgespürt und für den Leser verständlich gemacht zu haben ist das Verdienst des vorliegenden Buches von Andreas Kern. Der Autor hat ein Buch vorgelegt, das den Kinofan ebenso zufrieden stellen wird wie den sozialgeschichtlich interessierten Leser. Eine Filmographie, eine Zeittafel und ein ausführliches Register machen sein Werk zu nicht weniger als einem kulturgeschichtlichen Nachschlagewerk der amerikanischen Filmgeschichte Und gut lesbar ist es auch noch. Allererste Sahne, am besten zu lesen und zu schmökern zwischen einigen Fonda-Filmen.