Wenn es ein Buch gibt, das Reportage, Sachbuch und Roman in meisterhafter Form vereinigt, dann ist es dieses Werk über die Vorgeschichte und den Ablauf der indischen Unabhängigkeit im Jahre 1947. Das Buch bietet nicht nur eine akribische Entfaltung dieses Epochenthemas, nicht nur zahlreiche biographische Skizzen über Gandhi, Jinnah, Nehru, Patel und Mountbattan, sondern es ist nicht mehr und nicht weniger als eine Einführung in Kultur und Geschichte des indischen Subkontinentes zu lesen. In wenigen Worten verstehen es die Autoren selbst die kompliziertesten Zusammenhänge zu erklären: das Verhältnis von Hindus und Moslems, das Problem der heiligen Kühe, der Unberührbaren, der Maharadschas, die Situation des zusammenbrechenden Empires und Gandhis antimodernistischer Idealismus – alles erhält seinen Stellenwert in diesem beispiellosen Drama, das zu Entstehung der Indischen Union und des Kunststaates Pakistan führte. Auch wenn das Buch vor über dreißig Jahren erschienen ist, hat es bis heute rein gar nichts von seiner Aktualität verloren, denn die Passagen über die Terroraktionen, die die Moslemliga in Bombay und Kalkutta im Vorfeld der indischen Teilung durchführte, lesen sich vor dem Hintergrund des heutigen islamistischen Terrorismus wie ein Memento Mori folgender Katastrophen. Vielleicht hatte Gandhi, der sich der indischen Teilung mit aller Kraft widersetzte, doch recht, wenn auch seine Lösungsvoschläge problematisch waren. Vielleicht wäre ein sehr stark föderal organisiertes Gesamtindien wirklich in der Lage gewesen, den religiösen Antagnoismus zwischen Hindus und Moslems politisch zu lösen. Mountbattan, Nehru und Jinnah aber wählten einen anderen Weg, so dass am Ende sowohl die Einheit Indiens wie die Gandhis Visionen scheiterten. Die Zukunft gehörte den Ideologen, dem Krieg, dem millionenfachen Elend und der Teilung Kaschmirs, Bengalens und des Punjabs. Ein melancholisches Fazit eines bewegenden Buches, dem man ein besseres Happyend gewünscht hätte.