Die Geschichte Kaiser Maximilians; so vermerkt Thea Leitner in ihrer Einleitung kennt jedes Schulkind. Wie aber steht es mit seiner Schwester Kunigunde? Ob jedes Schulkind heute noch Kaiser Maximilian kennt, da habe ich meine Zweifel, aber für seine Schwester Kunigunde und die meisten Habsburger-Töchter stimmt dies ganz bestimmt.
Um diesem Mangel abzuhelfen, hat Thea Leitner das vorliegende Buch geschrieben, eine Art Sammelbiographie von sechs Habsburgerinnen, die sie unter dem Oberbegriff „Habsburgs verkaufte Töchter“ publikumswirksam zusammenfasst. Warum gerade diese sieben und warum Marie Antoinette, die bekannteste Habsburgerbraut fehlt, wird nicht begründet, Der Autorin geht es um das Exemplarische, und das erscheint ihr mit den Kurzbiographien, die vom 15. bis ins 19. Jhdt. reichen, gewährleitstet.
Das Buch beginnt der Geschichte der Kunigunde (1465-1520), der Tochter des bettelarmen Kaiser Friedrich III, der sie an jenen Herzog Albrecht VI von Bayern verheiratete, der mit seinem Primogeniturgesetz (1506) die Einheit Bayerns sicherte. Margarete (1480-1530), die Tochter Kaiser Maximilians, war zuerst die Braut von König Karl VIII von Frankreich, der sie aber wegen Anna von der Bretagne verstieß, dann wurde sie die Frau des Kronprinzen Juan von Spanien, der aber unerwartet verstarb, ehe sie Philibert von Savoyen ehelichte, der nach einem kurzen Eheglück ebenfalls verschied. Am Ende wurde sie Generalstatthalterin der Niederlande im Dienste ihres Neffen Kaiser Karls V.. Maria 1505-1528), eine Tochter Philipps des Schönen von Burgund und Schwester des späteren Kaisers Karl V, wurde König Ludwig von Ungarn angetraut, der in der Schlacht von Mohacs (1526) ums Leben kam. Auch sie endete als Generalstathalterin in den Niederlanden, wo sie als Katholikin unglücklich gegen den Protestantismus agierte.
Man sieht, die Habsburgerinnen brachten ihren Männern kein Glück, aber es war auch umgekehrt, wie die Geschichte Annas von Habsburgs (1601-1666) zeigte, die das Pech hatte, den stockschwulen König Ludwig XIII von Frankreich heiraten zu müssen. Immerhin aber brachte sie es trotz aller Anfeindungen von Seiten der Höflinge und vor allem des Kardinal Richelieus fertig, mit ihrem zögerlichen Gemahl noch zwei Kinder zu zeugen, unter ihnen den späteren Sonnenkönig Ludwig XIV, der zum größten Feind ihres Hauses werden sollte. (Übrig handelt es sich bei dieser Anna, um jene Königin, in deren Diensten Alexandre Dumas seine Musketiere reiten lässt.). Marie Karoline (1752–1814) , eine der 16 Kinder Maria Theresias fiel fast in Ohnmacht, als sie ihren Gemahl Ferdinand von Neapel erblickte, aber im Laufe ihres Lebens gewöhnte sie sich an seine lange Triefnase und gebar ihm 18 Kinder. Leopoldine (1797-1829), die Tochter Kaiser Franz I von Österreich, verschlug es gar nach Brasilien, wo sie an der Seite Dom Pedros von Braganca das Kaiserreich Brasilien aus der Taufe hob, ehe sie früh und unter ungeklärten Umständen verstarb.
Man sieht, es war viel los im Hause Österreichs, und die Autorin spart nicht mit Dönekens und Geschichten aller Art. So entsteht eine unterhaltsame, mitunter auch ein wenig geschwätzige Geschichte Habsburgs aus dem Wochenbett, genauer gesagt: aus der Perspektive der weiblichen Familienmitglieder, die das Pech hatten, nur als Objekte der internationalen Heiratspolitik erleiden zu müssen. Weil bei dabei auch vor familieninternen Hochzeiten zwischen den verschiedenen Zweigen des Hauses Habsburgs nicht zurückgeschreckt wurde, kam es wie es kommen musste: immer mehr Wahnsinnige, Epileptiker, Debile, Neurotiker und Schwachköpfe bevölkerten die Familienzusammenkünfte in Schloss Schönbrunn. Kein Wunder, dass es mit der Habsburgermonarchie ein schlechtes Ende gab.