„Die Reisen Cooks lassen sich in ihrer Bedeutung, in ihrer erregenden Abenteuerlichkeit nur mit den Fahrten des Columbus vergleichen“, heißt es im Klappentext des vorliegenden Buches. Das ist noch reichlich untertrieben, denn gemessen an den planetarischen Ausmaßen der drei großen Reisen des englischen Weltumseglers muten die vier Karibiktörns des Kolumbus reichlich bescheiden an. Auch in anderer Hinsicht lassen sich Kolumbus und Cook gerade nicht vergleichen. Kolumbus fand einen Kontinent, den er gar nicht gesucht hatte und Cook fand einen Kontinent nicht, den er suchte (obwohl er selbst gar nicht an seine Existenz glaubte). Die Rede ist von der „terra australis“ vom sagenhaften Südkontinent, der seit dem antiken Geographen Ptolemaios auf den Weltkarten herumspukte und dessen Ruhm durch Cooks irrlichternden Zeitgenossen Alexander Darymple noch einmal so virulent wurde, dass die britische Admiralität 1768 eine Expedition ausrüstete, eben diesen Südkontinent und seine vermeintlichen Schätze für die britische Krone zu finden.
Sechs lange Jahre durchkreuzte Cook auf seinen beiden ersten Reisen (1768-1771 und 1772 bis 1775) die Südarreale aller drei Ozeane, ohne dabei auch nur die geringste Spur dieses Kontinentes zu finden. Wichtiger jedoch als die endgültige Eliminierung dieses Phantasieproduktes aus den Weltatlanten aber wurden die Erkundung des gesamten pazifischen Raumes ( wir reden von fünfzig Prozent der Erdoberfläche! ) und die Entdeckungen und Kartographierungen, die Cook dabei vornahm. So kartographisierte er als erster die beiden großen Neuseeländischen Inseln und erkundete den fruchtbaren Südosten Australiens, womit er gleichsam nebenbei den Anstoß für die Entstehung des heutigen Australiens gab. Er entdeckte die Tongainseln, landete auf den Marquesas, wunderte sich über die rachitischen Überlebenden der Osterinseln und erreichte auf seiner zweiten Reise mit der „Resolution“ und der „Adventure“ dreimal in die Polarzone, wobei er zwar nicht die Antarktis betrat, aber erst beidrehte, als die Packeisfelder des Südens jedes Weiterkommen unmöglich machten.
Fürwahr eine imponierende Reisebilanz, bei der es Cook auch hätte bewenden lassen sollen. Doch das Rentnerdasein schmeckt ihm nicht, und so zögerte er nicht lange, bald wieder zu seiner dritten und letzten Reise (1776-79) aufzubrechen, auf der er im Auftrag der Admiralität das Rätsel der Nordwestpassage lösen sollte. Cooks Idee war es, die Durchfahrt nicht wie Frobisher, Hudson, Baffin und Davies vom Atlantik sondern von der pazifischen Beringstraße her zu versuchen, ein Konzept, das 1778 scheiterte und das im nächsten Jahr nur deswegen nicht wiederholt wurde, weil Cook auf den gerade erst entdeckten Hawaii Inseln Anfang 1779 erschlagen und gefressen wurde.
Diese packende Lebensgeschichte wird von Alistair MacLean in dem vorliegenden Buch von ihren Anfängen bis zu ihrem tragischen Ende auf knapp 200 Seiten ungemein plastisch entfaltet. Der Autor führt dabei den Leser nicht nur durch eine der interessantesten Kapitel der Entdeckungsgeschichte, sondern er bietet am Beispiel der Cookschen Jugend auch ein eindringliches Stück Sozialgeschichte. Über einhundert Abbildungen, Zeichnungen, Skizzen und Bebilderungen, darunter auch zahlreiche Werke von Georg Forster und William Hodges, die Cook durch den Pazifik begleiteten, eine zwar klein geratene aber trotzdem ausgezeichnete Karte und ein Register runden dieses informative und kompetent geschriebene Buch ab. Bedauerlich an dem vorliegenden Werk ist eigentlich nur eines: dass es vergriffen ist und noch immer nicht wieder neu aufgelegt wurde. Übrigens: wen interessiert, wie sich die dritte und letzte Reise aus der Perspektive der Ehefrau des nimmermüden Captains ausnahm, dem empfehle ich das hervorragende Buch von Anna Enquist: „Letzte Reise“ ( Rezension siehe dort )