Wriggins: Reisende auf der Seidenstraße. Auf den Spuren des buddhistischen Pilgers Xuanzang

Reisende auf der SeidenstraßeMit manchen Büchern geht es einem mitunter wie mit neuen Bekannten. Erst ist man begeistert, sie zu kennenzulernen, dann enttäuscht und schließlich wieder versöhnt. Genauso verhält es sich mit dem vorliegenden Buch, in dem Sally Hovey Wriggins jedem Asienliebhaber einen geheimen Wunsch erfüllt: endlich einmal die große Reise des chinesischen Marco Polo“ Xuanzang durch die asiatische Welt des 7. Jhdts. in einer zusammenfassenden Reisebiographie nachzulesen. 16 Jahre lang pilgerte der chinesische Mönch Xuanzang auf der Suche nach der wahren Lehre des Erleuchteten durch Indien, China, Afghanistan und Zentralasien, und der Leser, der ihm mit Hilfe des vorliegenden Buches entweder als Armchair Traveller“ 8 (72)oder vor Ort folgt, sieht Lumbini, Bodh Gaya, Sarnath, Turfan, Samarkand oder Balk, die Perlen altasiatischer Kultur, mit den Augen einer fremden Zeit. Umso bedauerlicher ist es allerdings, daß die Autorin auf jede historisch-kritische Distanz zu den chinesischen Quellen verzichtet – daß Xuanzang als junger Mönch gleich am Beginn seiner Reise von Königen und Kaisern wie ein Heiliger hofiert worden sein soll, entspricht der chinesischen Überlieferung, hat aber mit der historischen Wirklichkeit nichts zu tun. Daß das Buch trotz seiner hagiographischen Tendenz über weite Passagen zu fesseln vermag, liegt an seiner jugendbuchartigen Dramaturgie: Stürme und Wunder, ausweglose Lagen, die sich unerwartet auflösen, das Ambiente großer Reiche und Herrscher reihen sich aneinander wie die Elemente einer Heldensage. Wer eine solcherart präsentierte Reise durch Asien zugleich genießen und der Autorin ihre geradezu naiv anmutende Bewunderung für Xuanzang nachsehen kann, wird durch das belohnt, was die eigentliche Stärke des Buches ausmacht: eine ausgezeichnet entfaltete und exzellent bebilderte Einführung in die buddhistische Kunst vor der Kulisse ihrer Originalschauplätze.

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