Der junge Herr Weigand will erwachsen werden, das heißt er möchte eine Frau haben, eine Wohnung beziehen und einen Roman schreiben. Eine Freundin hat der junge Herr Weigand bereits, die dröge Gudrun, mit der im Vorgriff auf eine bürgerliche Ehe und vor dem ersten Geschlechtsverkehr bereits ein gemeinsames Sparbuch eingerichtet hat. Für eine Wohnung reicht das Geld noch nicht, deswegen arbeitet er neben seiner Lehre als nebenberuflicher Lokalreporter beim Tageblatt, doch für den Roman aber hat er bereits allerlei Ideen, die ihm den ganzen Tag wie wild gewordene Vögel im Kopf herumschwirren. Wir befinden uns in den Sechziger Jahren, in der Peter-Alexander-Epoche und der je-ka-mi-(„Jeder kann mitmachen“) Ära, in der die Nachkriegsgesichter, „grau, einsam, mager, faltig“ sind, während Rex Gildo ein „goldgelbes Brathähnchengesicht“ zur Schau trägt. Der junge Herr Weigand kann als Lokalreporter von dergleichen Eindrücken nicht genug bekommen, er notiert sie während der Italien-Wochen bei Hertie, Musikevents und Werbeveranstaltungen so genau er nur kann, zugleich aber sind sie ihm auch furchtbar peinlich, weil er zu seiner Verwunderung entdecken muss, dass innerhalb eines „Kartells der Einfalt“ die Dummheit selbst für andere Dumme ungemein unterhaltsam ist. Oder leidet er, Weigand, nur unter der fortschreitenden „Verdünkelung“ eines eitlen Stadtaffen, der nur eine Gelegenheit sucht, seinen Hochmut möglichst erhaben auszuleben? Lauter Fragen, die den jungen Weigand quälen, denn er pendelt zwischen den Welten, zwischen dem Arbeiter- und Angestelltenambiente, der Welt der Speditionsfirma und des Tageblattes, zwischen Familie und Öffentlichkeit, der drögen Gudrun und der unglücklichen Linda hin und her, ohne recht zu wissen, wohin er gehört. Das mag sich anstrengend und düster anhören, wird aber mit so viel literarischer Meisterschaft, Leichtigkeit und Humor geschildert, dass die Lektüre ein reines Vergnügen ist. Zugleich ein Portrait der Vor-68 Zeit wie man es in dieser Prägnanz und Eindringlichkeit noch nicht gelesen hat.