Das Buch, das im Jahre 1949 schon einmal in einer deutschen Übersetzung erschienen und weitgehend unbeachtet geblieben ist, besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil berichtet eine tapfere und aufrechte Frau vom Scheitern ihrer Ehe – es ist die traurige Geschichte einer Gattin, die sich weigert in der Unwahrheit in einer Ehe zu leben, in der sie nur Platzhalterin „der anderen“ ist. Ein Glück scheint auf, ein Kind wird geboren, das Kind stirbt, die Ehe wird zugunsten „der anderen Frau“ gelöst, und nach einem Jahr der Trennungsqual wacht die Frau eines morgens auf und ist geheilt. Rachsucht und Sehnsucht sind gleichermaßen verschwunden, und geblieben ist nur die Einsicht, dass es „den Richtigen“ nicht gibt, nur unterschiedlich ergiebige „Prisen des Richtigen“ in unterschiedlichen Menschen, die mir im Laufe meines Lebens begegnen (S. 149).
Im zweiten Teil erzählt der Ehemann seine Geschichte, allerdings weniger die Geschichte seiner ersten Ehe als die seiner unglücklichen Beziehung zu Judith Aldozo, der besagten „anderen Frau“, die als ergreifende, resignative Saga von der Vergeblichkeit der Liebe daherkommt. „Die Menschen morden einander mit Liebe wie mit tödlichem Stahl“, heißt es an einer Stelle. „Sie sind unersättlich, alle Zärtlichkeit soll ihnen gelten, nur ihnen. Sie wollen das ganze Gefühl, sie wollen ihrer Umgebung die Lebenskräfte entziehen mit der Gier großer Pflanzen, die um sich herum alles leersaugen. Die Liebe ist ein gewaltiger Egoismus. Ich weiß nicht, ob es viele Menschen gibt, die ohne tödliche Verletzungen die Schreckensherrschaft der Liebe ertragen.“ Judith Aldozo, die „andere Frau“ wird als seine zweite Ehefrau seine Einbahnstraße in Unglück und Verhängnis. Als er entdeckt, dass sie ihn bestiehlt, verhöhnt und insgeheim verachtet, trennt er sich schließlich von ihr, um sich selbst und seine moralischen Maßstäbe nicht zu verlieren. „Du musst wissen, dass ich ein altmodischer Mann bin und die ehebrecherischen Frauen grenzenlos verachte,“ erzählt er einem Gesprächspartner Jahre später. “ So sehr verachte, dass kein Argument dagegen ankommt. Niemand hat ein Recht auf die kläglichen schmutzigen Abenteuer, die diese Frauen das Glück nennen, um den Preis, dass sie heimlich oder offen die Gefühle eines anderen Menschen verletzen.“(S. 294) So heißt es heißt Abschied zu nehmen, von der Illusion, „in einem einzigen Menschen wie auf einem Instrument alle Töne des Lebens zum Klingen zu bringen“ und seinen Frieden mit der Einsamkeit zu schließen, der letzten Station jeder Lebensreise vor dem Tod.
Im dritten Teil des Buches erzählt Judith Aldozo einem ihrer Liebhaber in einem römischen Hotel lange nach der Trennung ihre Sicht der Dinge. Über weite Passagen hat diese Erzählung allerdings nichts mehr mit den „Wandlungen einer Ehe“ zu tun, stattdessen stehen die finale Schlacht um Budapest am Ende des Zweiten Weltkrieges und der traurige Lebensausgang eines Schriftstellers, einem alter Ego des Autors, im Mittelpunkt. Aber ganz gleich, was Judith Aldozo ihrem Geliebten erzählt, mit jedem Wort und jeder Wendung entpuppt sie sich als eine durch und durch gewöhnliche Person, als eine jener sinn- und geistlosen Verhexungen, denen sich die Liebe bedient, um andere Menschen ins Verderben zu stürzen. Nur noch einmal kommt es zu einer mehr zufälligen Begegnung Judith Aldozos mit ihrem Exmann auf einer Brücke in Budapest, einer sentimentalen Szene voller unechter Gefühle, an deren Ende die Hauptperson des Romans ruiniert aber aufrecht in den Wirren der Nachkriegszeit verschwindet. “Warum hast Du Dein Glück für eine Schlampe geopfert?“, möchte ihm der Leser in dieser Szene hinterher rufen. „Weil das die Liebe ist“, würde der Protagonist wahrscheinlich erwidern. Wenn er überhaupt geantwortet hätte.