Herve Joncour gehört zu den Menschen, „die ihr Schicksal betrachten, wie die meisten Menschen einen Regentag betrachten“ (S.8). Er ist verschlossen, kontrolliert, gleichmütig, verlässig – eben ein Seidenraupenzüchter. Dieser Beruf und bringt ihn mehrfach nach Japan, wo er am Hofe Hara Keis Seidenraupen erwirbt und nach Europa bringt. Aber er bringt nicht nur die Seidenraupeneier mit nach Europa sondern auch das Bild einer geheimnisvollen Frau, der er niemals nahe kommen soll und die ihn doch von Reise zu Reise mehr verhext. So tritt ein sonderbarer Schmerz in Joncours Lebebn: „Vor Sehnsucht nach etwas zu vergehen, das man nie erleben wird.“(S.96)
Im Rahmen dieser Geschichte, die in einer zurückhaltenden, fast rituellen Lakonie erzählt wird, verbleibt Joncours Frau Helene zunächst in der Kulisse. Zwar lieben sich die Eheleute aufrichtig, doch für die rätselhafte Sehnsucht, die Joncous Leben ergreift, scheint für Helene kein Platz zu sein. Scheint – denn die Geschichte nimmt am Ende eine unerwartete Wendung, mit der Barrico auf das Geheimnis von Liebe, Vertrautheit und Geheimnis eine wunderbare Allegorie gelingt. Diese Allegorie soll nicht verraten werden, weil sie der tiefsinnige Kern des kleinen Werkes ist.