Aus einem Asteroidengürtel, der das Sonnensystem umgibt, werden immer wieder einzelne Brocken in das Sonnensystem hineingezogen. Die meisten dieser Kometen verschwinden spurlos in den Weiten des Sonnensystems. Nicht aber jener 33 km durchmessende Riesenkomet, der durch die Anziehungskraft von Jupiter und Sonne irgendwann einmal Kurs auf den Jupiter nimmt. Dort zerschellt er, doch ein 11 km breiter Rest rast weiter mit einer Geschwindigkeit von 72.000 km/h in Richtung Sonne. Wie ist der Zufall will, trifft er auf den dritten Planeten unseres Sonnensystems, die Erde, die ihrerseits mit einer Geschwindigkeit von 8000 km in der Stunde die Sonne umkreist. Im Winkel von 45° kracht der Riesenkomet in die Halbinsel Yucatan.
Dieses Ereignis, vor 66 Millionen Jahren, beendete nicht nur die Epoche der Dinosaurier, sondern auch die von 75 % aller Lebensform. Bekanntermaßen waren es die kleinen Säugetiere, die nach diesem Faunenschnitt ihre evolutive Herrschaft über die Welt begannen. Dieses inzwischen weithin wissenschaftlich anerkannte Szenario ist aber nur das Bühnenbild für den Moment des Untergangs, den die Wissenschaftsjournalistin Riley Black in dem vorliegenden Buch ungemein plastisch, informativ und anschaulich beschreibt. Während Flugsaurier über die Ozeane kreisen, ein Tyrannosaurus Rex durch die Wälder schleicht und ein Panzersaurier am Wasser trinkt, beginnt der Untergang der Welt. Kennzeichnend für den Stil des Buches ist etwa folgendes Zitat: „Es gab kein Gespür für das drohende Unheil. Der Wind hat sich nicht gedreht, und die Wolken haben sich nicht verdunkelt. Es gab weder Blitz noch Donner. In diesem kleinen Fleckchen im Hell Creek, Montana, ist für die Dinosaurier alles beim Alten geblieben. Aber mehr als 3000 Kilometer entfernt ist gerade ein Brocken außerirdischen Gesteins mit einem Durchmesser von mehr als elf Kilometern auf die Erde geprallt. So beginnt das Ende der Welt.“
Überlebt haben damals nur die kleinen Lebewesen und auch die nur durch Zufall. Sie konnten sich eingraben oder überlebten in abgelegenen, weniger betroffenen Gebieten. Die großen Echsen, die mit ihrer Körpergrößte schon lange ihre optimale evolutive Gestalt hinter sich gelassen hatten, verbrannten oder erstickten. Die Art, wie das im einzelnen geschah, wird in dem vorliegenden Buch mit großer Akribie und Anschaulichkeit beschrieben. So ist etwa der Saurier ein „endothermer“ Organismus, der schon vor der Katastrophe Probleme hatte, sein eigene Wärme nach außen abzuleiten. Interne Luftbeutel sorgten nolens volens für einen Kühlausgleich, sie verdampften nach der Aufschlag des Kometen angesichts der Hitze auf der Stelle. Die gewaltigen Feuerstürme, die dem Aufschlag folgten, saugten die wasserabweisenden Eigenschaften aus den Federn der Vögel, die daraufhin im heißen Wasser ertranken. Viele Arten, die mit Glück den Einschlag überlebten, starben trotzdem aus. Ihr Lebensraum war einfach nicht mehr ertragreich genug, um die Art auf Dauer zu reproduzieren, es wurden weniger und weniger bis sie eines Tages ganz verschwunden waren. Der Leser wundert sich, wie viele Weisen des Todes sich innerhalb der Katastrophe unterscheiden lassen.
Im zweiten Teil des Buches beschreibt die Autorin den weiteren Gang der Ereignisse hundert Jahre nach dem Einschlag, tausend Jahre nach dem Einschlag oder gar eine Million Jahre nach der Katastrophe. Eine neue Welt entsteht, keine Kopie der alten, sondern ein Resultat völlig neuer lebensweltlicher Faktoren. Diese begünstigten die Ausbreitung der kleinen Säuger. Doch, wie die Autorin schreibt:“ Viele Reptilien – von den Weichschildkröten, die ihre spitzen Nasen aus dem Wasser der Flüsse halten, bis hin zu den geschnäbelten Vögeln – sind noch da, und sie könnten sehr wohl ein zweites Zeitalter der Reptilien einleiten. Das Massenaussterben legt keine Gewinner fest. So etwas wie einen Sieg gibt es in diesem Wald nicht. Wenn eine globale Katastrophe einen evolutionären Tanz beendet und das Tempo verändert, beginnt ein neuer Tanz, bei dem nicht sicher ist, wer die Führung übernehmen wird.“
Das war der Stand vor eine Million Jahre nach dem Aussterben der Dinosaurier. Wie es weiterging bis hin zur Entstehung des homo sapiens vor der lächerlich geringen Zeitspanne von einigen hunderttausend Jahren ist wieder eine andere Geschichte.