Boyne: Die Geschichte eines Lügners

John Boyne ist ein irischer Schriftsteller, der mit „Der Junge in dem gestreiften Pyjama“ im Jahre 2006 einen Weltbildbestseller landete. Später erreichtet sein Roman „Die Geschichte der Einsamkeit“ große  Aufmerksamkeit, weil er in ihm mit biografischen Bezügen das Thema des  sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche zum Thema machte.   Das vorliegende Buch trägt den Titel „Die Geschichte eines Lügners“ (Originaltitel „Maurice Swift“) und beschreibt das Leben eines charmanten, gerissenen literarischen Plagiators, der im Interesse seiner Karriere auch vor Morden nicht zurückschreckte.

Maurice Swift, der „Lügner“, liebt die Literatur, schreibt interessant und flüssig, doch leider fallen ihm keine zündenden Plots ein. Es mangelt ihm an Ideen für seine Romane, so dass er sie sich kurzerhand bei anderen besorgt, bei dem Schriftsteller Erich Ackermann, bei seiner begabten Frau und schließlich aus dem Fundus der Einsendungen von Nachwuchsautoren, die ihm ihre Manuskripte  schicken. Sein glänzendes Aussehen und sein Charme helfen ihm, seine Umgebung zeitweise zu bezaubern, seine Skrupellosigkeit rettet ihn zweimal aus scheinbar ausweglosen Situationen.

Erzählt wird der Roman aus vier Perspektiven, am Ende kommt „der Lügner“ selbst zu Wort, wobei es allerdings enttäuscht, dass sich seine Innenperspektive in Stil und Denkweise kaum von denen seiner Oper unterscheidet. Auch die Charakterzeichnung und die Charaktere wirken mitunter etwas konstruiert, aber was solls? Der Roman funktioniert, d. h. er bietet einen   unterhaltsamen, teilweise packend zu lesenden Einblick in das Unterfutter des Literaturbetriebs.   Ich jedenfalls habe das Buch in einem Buch durchgelesen und kann es uneingeschränkt empfehlen. Manchmal schmecken auch die Pancakes gut, von deren Rezeptur man nicht hundertprozentig überzeugt ist.

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