Ich bin seit einiger Zeit, Abonnent bei Skoobe. Skoobe ist eine Internet- Leseplattform, bei der ich für 20 € im Monat jede Menge Bücher lesen und Hörbücher hören kann. Uneingeschränkt zufrieden bin ich allerdings nicht, weil ein großer Teil der Bücher, die Skoobe anbietet, seichter Schmus sind, und ein ebenso großer Teil sich mit woken Gutmenschengedöns beschäftigt. Nur etwa zehn Prozent der Bücher sind wirklich interessant. Gottlob ist unser Buchmarkt derart riesig, dass diese 10 % bei Skoobe schon viel mehr sind, als ich überhaupt lesen kann, so dass ich mangels besserer Alternativen brav mein Abo bezahle und bei Skoobe bleibe.
Innerhalb dieser 10 % habe ich nun eine überraschende Entdeckung gemacht. Ich habe ein Buch von Hendrik Bruder entdeckt, dem scharfsinnigen, wenngleich innerhalb des Mainstreams etwas randseitigen Kritiker der deutschen Verhältnisse. Es trägt den sehr passenden Titel „Durchs irre Gemanistan“ und behandelt in Dutzenden kurzer, schlaglichtartiger Kapitel die Absurditäten der gegenwärtigen bundesrepublikanischen Verhältnisse. All die Idiotien, die Margot Kässmann, Katrin Göring-Eckart, Bärbel Bas oder die „neuen deutschen Medienmacher“ absondern, werden auf ungemein informative und witzige Weise aufgedeckt, so dass man immer wieder laut lachen müsste, wenn das, worum es geht, nicht so traurig wäre. Vieles von dem, was Broder und sein Ko-Autor Reinhard Mohr beschreiben, kannte man schon, aber nicht in der prononcierten Zuspitzung, wie sie in diesem Buch geboten wird: etwa bei Hans Walter Steinmeier, der sich als Außenminister weigerte, den Dalai Lama zu empfangen, sich aber nicht entblödete, den totalitären Mullahs des Iran zum Revolutionsjubiläum zu gratulieren.
Donnerwetter, dachte ich. So schlecht kann es mit der bundesrepublikanischen Freiheit nicht stehen, wenn auf einem großen Leseportal den in bester deutsch-jüdischer Journalistentradition der Spiegel vor das Gesicht gehalten wird. Don Alfonso, Fleischhauer und Broder dürfen Klartext reden, das freie Wort besitzt also noch eine Stimme. Nur, was nützt es? An dieser Stelle fiel mir der gute alte Herbert Marcuse ein, der ein schlimmer Finger gewesen war, aber trotzdem in vielen Dingen Recht behalten hatte. In seinem Theorem von der großen Vereinnahmung hatte er in „Der eindimensionale Mensch“ formuliert, dass das System so unangefochten und mächtig sei, dass es auch sein Gegenteil mit umgreift, mit anderen Worten, dass die geduldete, Opposition innerhalb eines autokratischen Systems dazu beiträgt, die Herrschaftsverhältnisse zu stabilisieren So gesehen, kam mir plötzlich die Veröffentlichung des Broderbuches auf Scooke gar nicht mehr so großartig vor.