Dan Jones: Kampf der Könige. Das Haus Plantagenets und das blutige Spiel um Englands Thron

Auf dem Wohlergehen des Thronfolgers ruht der Friede des Reiches. Diese Regel beherrschte die vormoderne Geschichte, und mehr als einmal verlieh das überraschende Ableben von Thronfolgern der Weltgeschichte einen Knick in eine überraschende Richtung.

So war es auch, als im Jahre 1120 das „Weiße Schiff“ sank, ein Schiff, das Heinrich Aethelred, den Sohn König Heinrichs I von England über den Ärmelkanal nach Dover bringen sollte. Da mit ihm ein großer Teil des anglonormanischen Adels  ertrank (wenn man so will, eine mittelalterliche variante von „King Ralph“, stellte sich die Frage der Nachfolge.  Mit dieser Szene, mit der auch Ken Folletts „Die Säulen der Erde“ beginnt,  startet Dan Jones seine umfangreiche Abhandlung über die Geschichte der Plantagenets zwischen 1120 und 1399, einer Epoche, in der die Plantagenets und ihr anglofranzösisches Reich zu einer der  führende Mächte Europas und – gewollt oder ungewollt –   zu grundlegenden Gestaltern der englischen Verfassungsgeschichte wurden-

Die Epoche der Plantagenets ist durch zwei scheinbar gegenläufige Tendenzen geprägt: zunächst den Aufbau einer königlichen Verwaltung unter Rückgriff auf bürgerliche Dienstleister, also eine Stärkung der zentralen Exekutive gegenüber der Peripherie. Parallel zu diesem Machtzuwachs der Zentrale entsteht eine Tradition der Mitbestimmung,  zur erst des Adels und dann auch der Bürger, die in verschiedenen Dokumenten festgehalten werden (Magna Charta 1215, Provision von Oxford 1258 etc.) Das vollzieht sich nicht ohne dramatische Zuspitzungen, man denke etwa an den Konflikt Heinrichs II mit Thomas Becket, den Kampf gegen Simon von Montfort und dem Konflikt zwischen Eduard III und dem Parlament. Am Ende dieser konfrontativen Entwicklung steht eine kraftvolle Exekutive, die in ihren Rechten aber durch Institutionen (die ersten Parlamente) begrenzt wird. Außenpolitisch ist das Zeitalter der Plantangenets die Epoche des Hundertjährigen Krieges, d. h. der  Frage, ob aus dem anglonormannisch-französischen Kulturkreis ein einheitlicher oder zwei Staaten entstehen sollten.

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