Murray: Der Selbstmord Europas

Das vorliegende Buch, das in Großbritannien zwanzig Wochen lang auf Bestsellerlisten stand (JF 49/17), fand in Deutschland keinen etablierten Großverlag. Und das nicht, weil das Buch des renommierten britischen Historikers Douglas Murray schlecht recherchiert gewesen wäre – nein, es wurde abgelehnt, weil seine fundamentale Kritik an der moslemischen Masseneinwanderung der Politischen Korrektheit widersprach. Erschienen ist das Buch „Der Selbstmord Europas“ von Douglas Murray schließlich in dem eher auf Wirtschaftsfragen spezialisierten Finanzbuch Verlag. Gekauft, gelesen und kommentiert wird es zur Zeit wie kaum ein anderes Buch im Netz. Doch bei den regierungstreuen „Qualitätsmedien“ herrscht Schweigen im Blätterwald.

Das ist wenig verwunderlich, denn Murrays umfassender Überblick über die Geschichte der islamischen Landnahme in Europa stellt den politischen Eliten ein katastrophales Zeugnis aus. Wohin der Autor auch blickt, nach Frankreich, Großbritannien, Deutschland oder Skandinavien, wer immer in diesen Ländern auch regierte, ob Liberale, Sozialdemokraten oder Konservative, sie alle haben zwei Generationen lang völlig tatenlos eine muslimische Masseneinwanderung gegen den Willen der Mehrheitsbevölkerung zugelassen.

Obwohl schnell klar wurde, daß die Zuwanderung in ihrer Massierung für die aufnehmenden Gesellschaften ein Minusgeschäft war und zahlreiche Probleme hervorrief, ließen die Verantwortlichen es einfach geschehen, weil sie in atemberaubender Ignoranz allen Neuankömmlingen unterstellten, sie könnten sich als Muslime aus Pakistan, Algerien oder der Türkei mit etwas guten Willen problemlos in die europäische Gesellschaft integrieren. Damit will Murray nichts gegen den einzelnen Pakistani, Algerier oder Türken gesagt haben, außer, daß das selbstverständliche Recht einer Gesellschaft, sich ihre Zuwanderer auszusuchen, niemals wirklich zur Debatte stand. Ebensowenig wie der Umstand, daß sich die Massenmigration von Anfang an zu einem großen Teil unter Mißbrauch des Asylrechtes und auf anderen illegalen Wegen vollzog.

Mit dem Aufstieg des Multikulturalismus zur Jahrtausendwende nahm die Zuwanderung weiter Fahrt auf, nun aber verbunden mit einer sich immer stärker artikulierenden kulturellen Selbstverachtung seitens der politischen Eliten. „Original an Schweden ist nur die Barbarei“, erklärte der konservative schwedische Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt 2006, „alles Gute kam von außen“. Und Tony Blairs Einwande-rungsministerin verkündete, daß sie es als ihre Aufgabe ansehe, die Einwanderungsquoten noch weiter zu steigern. In Leitmedien und Schulbüchern wurde das Hohelied der Zuwanderung gesungen, die den „Geburtenrückgang ausgleiche“, das Land „reicher“ und „bunter“ mache, wobei nicht vergessen wurde, auf die „Mitschuld Europas“ an Kolonialismus und Ausbeutung hinzuweisen. Hinweise auf eine mögliche Inkompatibilität von Scharia und Demokratie suchte man dagegen meist vergebens.

Auf der anderen Seite sahen sich die Gegner der Masseneinwanderung von Anfang an heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Es begann schon im Jahre 1968, als der britische Konservative Enoch Powell in seiner aufsehenerregenden „Ströme von Blut“-Rede vor den langfristigen Gefahren einer nicht kulturkompatiblen Zuwanderung warnte und am nächsten Tag von Premierminister Edward Heath gefeuert wurde. Seitdem war die Kritik am Islam mit einem Tabu belegt, das um so rigider durchgesetzt wurde, je mehr die muslimische Zuwanderung anschwoll. Denn mit den Millionen Muslimen, die bis zur Jahrtausendwende nach Europa kamen, vervielfachten sich auch die bereits bekannten Probleme. Parallelgesellschaften mit signifikant höheren Arbeitslosen-, Kriminalitäts- und Fertilitätsraten wurden zu Erkennungsmerkmalen europäischer Metropolen.

Noch in den sechziger Jahren war Schweden ein ethnisch homogenes Land gewesen, doch nun prognostizieren demographische Studien, „daß ethnische Schweden noch zu Lebzeiten dieser Generation zu einer Minderheit im eigenen Land werden“. London wurde eine mehrheitlich multikulturelle Stadt, und in den Schulen von Saint-Denis im Norden von Paris, in dessen Kathedrale Karl Martell, der Sieger über die Araber bei Tours und Poitiers, begraben liegt, sind siebzig Prozent aller Schüler bereits Moslems.

All das war schon um die Jahrtausendwende mehr als besorgniserregend, doch es sollte noch schlimmer kommen. Murray beschreibt, wie im Zuge der Merkelschen Grenzöffnung im Jahre 2015 in Europa alle Dämme brachen. Millionen vornehmlich muslimischer Migranten kamen in Booten, zu Fuß oder in den Fahrzeugen professioneller Schlepper nach Deutschland und Schweden, aber auch nach Italien, Dänemark, Belgien und in die Niederlande. Eine Explosion der Rohheitskriminalität, der Schwulenfeindlichkeit und des Antisemitismus erschüttert seitdem die Aufnahmeländer, während der Terror seine blutige Spur durch Europa zieht.

Das sind bittere Worte, die die Frage aufwerfen, ob der Autor damit nicht den Hunderttausenden muslimischer Familien unrecht tut, die völlig unbescholten in Deutschland leben. Nur teilweise, würde Murray antworten, denn es ist unabweisbar und erstaunlich, wie wenig sich die „schon länger hier lebenden“ Muslime gegenüber den Gewaltexzessen ihrer Glaubensbrüder öffentlich abgrenzen. Im Gegenteil: Das Sympathiepotential, das in muslimischen Gemeinden in ganz Europa für Scharia und Islamismus gemessen wurde, ist geradezu erschreckend.

Einen zentralen Teil des vorliegenden Buches widmet Murray der Frage, wie Europa derart auf die abschüssige Bahn geraten konnte. Seine Diagnose: der Kontinent ist angeschlagen, denn er hat seine religiösen Traditionen zum großen Teil verloren. Er ist „erschöpft“ und „müde“, ein  „gefallener Ikarus“, der seinen Sturz nur noch als Krüppel überlebte und mit politischen Führungskräften geschlagen ist, die „seiner Überlieferung und Traditionen nicht würdig sind“.

Es gibt aber auch Zeichen der Hoffnung. Die zuwanderungseuphorische Linke befindet sich bei allen Wahlen europaweit im freien Fall, und ihre Ausgrenzungsmechanismen verlieren an Wirksamkeit. Innerhalb der Europäischen Union hat sich in Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei manifester Widerstand gegen die Zuwanderungspolitik organisiert. In Österreich ist es zu einem Politikwechsel gekommen, und selbst in Deutschland hat es eine einwanderungskritische Partei trotz aller medialen Diffamierung in beträchtlicher Stärke in den Bundestag geschafft. Vor allen Dingen aber ist die Bevölkerung aufgewacht. Überall in West-, Mittel- und Südeuropa wissen die Leute inzwischen sehr genau, warum sich ihr Land grundlegend verändert hat und wer dafür verantwortlich ist. Immer weniger sind sie bereit, Islamisierung, Straßengewalt und Terror als normalen Teil ihres Alltagslebens in mürrischer Indifferenz zu ertragen.

In dieser angespannten Stimmung könnte das vorliegende Buch, das auf der Grundlage einer imposanten Gesamtschau das europaweite Lügengespinst zerreißt, für die politischen Eliten zum Menetekel werden. Ohne zu hoch greifen zu wollen, kann man Murrays „Selbstmord Europas“ mit epochalen Schriften wie dem „Common Sense“ von Thomas Paine oder dem Traktat des Abbé Sieyès „Was ist der dritte Stand?“ vergleichen, nach denen auch nichts mehr so war wie zuvor.

 

Kommentar verfassen