Fourcans: Die Welt der Wirtschaft etnrätselt

Fourcans WirtschaftZu den sympathischsten Irrtümern der Philosophie gehört der alte sokratische Glaube, dass der Menschen nur das Richtige wissen muss, um es auch zu tun. Wie wenig diese fromme Hoffnung der alltäglichen Lebenspraxis entspricht, kann man alljährlich sehen, wenn der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ der Bundesregierung seine Ratschläge erteilt. Danke, und ab in den Müll! Obwohl die Rezepte zur Behebung der Krise aus ökonomischer Sicht ( außer einem winzigen Prozentsatz unverbesserlicher Uraltkeynsianer) für alle Fachleute klar sind, verharrt die Politik bei Staatsverschuldung, Regulierung, Subventionierung und Ressourcenverschleuderung.
Für einen Ökonomen seinerseits ist das aber keinesfalls erstaunlich, denn Politiker fragen nur in ganz wenigen Ausnahmefällen nach dem Gemeinwohl sondern wie jedes Wirtschaftssubjekt nur nach der persönlichen Nutzenmaximierung, so dass sie vor den Wahlen den Wählern alles versprechen, was Stimmen bringt und sei es ökonomisch auch noch so schwachsinnig (Man denke nur an die Abschaffung des demographischen Faktors durch Gerhard Schröder, eine Maßnahme, mit der er die Wahlen gewann, die die Rentenversicherungen ruinierte und die er fünf Jahre später wieder rückgängig machen musste). Dass sich in Deutschland Hunderttausende vor der Arbeit drücken und auf Kosten des Sozialstaates leben, ist ebenfalls für den Ökonomen wenig überraschend. Auch diese Menschen, denen man keinen moralischen Vorwurf machen sollte, verhalten sich mit ihrer Arbeitsverweigerung marktgerecht, denn die Summe der Sozialtransfers, die diese Personen erhalten, ist in vielen Fallen – gerade bei wenig qualifizierten Tätigkeiten – oft ebenso hoch, als würde die betreffende Person vierzig Stunden in der Woche arbeiten.
Man sieht, die Gesetze der Wirtschaft gelten sogar dann, wenn man versucht, sie zu unterlaufen. Wie aber sehen diese Gesetze der Wirtschaft aus? Sind sie auf einem etwas komplexeren Niveau für den Normalsterblichen ohne mathematische Formel überhaupt verständlich? Ohne weiteres, antwortet Andre Fourcans, der Autor des vorliegenden Buches und unternimmt es, den Leser in 18 Kapiteln in die Grundtatbestände des Wirtschaftens einzuführen. Marktpreise, Angebot und Nachfrage, das Gossensche Gesetz, Inflation, Geldpolitik, Realzins und Nominalzins, absolute und komparative Kostenvorteile, Monetarismus und Fiskalismus, lauter Fachbegriffe, bei denen der Normalbürger unwillkürlich den Kopf einzieht, werden anhand von Beispielen und kleinen Exkursen nachvollziehbar erklärt. Sogar eine ökonomische Theorie der Liebe und Kriminalität ist dem Buch angefügt. Ein Glossar, ein Register und ein Überblick über die großen Ökonomen runden das Buch im Anhang ab. Eine sehr geeignete Einführung für Leute, die endlich wenigstens im Ansatz verstehen wollen, wie die Wirtschaft funktioniert. Warum der Autor aber seine Leser penetrant durch das ganze Buch hindurch duzt, wird seien Geheimnis belieben, für das es noch nicht einmal in der ökonomischen Theorie eine hinreichende Begründung gibt.

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