Abschaffel, Mitte Dreißig und Versicherungsangesteller, ist ein regelmäßiger Bordellbesucher und Flaneur, ein Verächter seiner Eltern, der Menschen im allgemeinen und nicht zuletzt auch seiner eigenen Person. Wenn er nichts zu tun hat, onaniert er oder spielt anderweitig mit seinen Geschlechtsteilen, wobei er Filzläuse entdeckt, die er mittels einer Jacutinkur beseitigt. Gelegentlich durchlebt er auch kleine Affären, etwa die mit der verquatschten Kollegin Frau Schönböck oder der herben Margot, aber auch das mehr aus Zeitvertreib denn aus echter Begeisterung. Abschaffels Gemütszustand chargiert zwischen Gelangeweiltsein und einer permanenten Grundärgerlichkeit, mit der er sich durch die Tage quält. All das hört sich reichlich trocken an, ist aber aus zwei Gründen ungemein kurzweilig zu lesen. Erstens gelingt es Genazino seinen Protagonisten zum Chronisten einer modernen Grundbefindlichkeit in einer Welt zu erheben, die das erlebende Subjekt nur noch nervt und ärgert. Und zweitens wird die Geschichte in der unnachahmlichen Genazino-Prosa erzählt, einer Sprache, mit der es gelingt, die Banalitäten des Alltags zu verfremden und die ödesten Trivialitäten in Anlässe des Staunens zu verwandeln. Beides zusammen: hohe Kunst und unterhaltsam zugleich. Das will was heißen.