Genazino zu lesen ist, als lege man sich auf eine sehr weiche, angenehme Liege, recke und strecke seinen Geis und sein Gemüt und genieße eine intellektuelle Wellnessbehandlung. So habe ich es empfunden, seit dem ich die ersten Romane des Altmeisters aus Frankfurt gelesen habe. Deswegen hat es mich schockiert, dass Genazino in dem vorliegenden kleinen Buch über seinen Abschied als Schriftsteller räsoniert. „Schon seit längerer Zeit bin ich bereit, mich an mein Verschwinden als Autor und Person zu gewöhnen. Da ich zuerst als Autor meinen Platz räume, werde ich mich zunächst vom Literaturbetrieb abwenden, dann von den übrigen Verhältnissen.“ Bloß nicht, Wilhem, tu das Deinen Fans nicht an. Was sollen wir denn lesen, wenn du nicht mehr schreibst? Erpenbeck? Menasse? Sybille Berg? Bloß nicht.
Das war aber so ziemlich das einzige, was mich an dem vorliegenden Buch erschrocken hat. Der Rest war wie immer eine ungemein anregende Lektüre, eigentlich ein vierfach gestaffelter und durchgliederter Text mit folgenden Schwerpunkten (1) Der Werdegang des Autors von seinen ersten Schreibversuchen bei „Konkret“ bis heute (2) Frankfurt als Exempel der modernen Stadtrhunzung (3) Betrachtungen zum Wandel der Zeiten und die bereits erwähnten (4) Betrachtungen zum Ende des Schreibens.
Genazino wechselt mit seinen locker dahinperlenden Reflexionen zwischen Erinnerungen an die Ära von Hüftgürteln, Krokotaschen, Drehorgelmänner und postmodernen Reflexionen, die nur scheinbar naiv daherkommen. „In fast allen Fahrstühlen arbeiteten damals bein- oder armamputierte Männer als Fahrstuhlführer. Wenn ihnen ein Bein fehlte, lehnten sie in einer Ecke der Fahrstuhlkabine und bedienten die Knöpfe.” Diese Zeiten sind vorüber, geblieben ist das heimatlose Objekt innerhalb der gesamtumfänglichen Verhunzung – dass auch noch altert: „Andererseits weiß ich, dass es vielen Menschen peinlich ist, von Mitwissern ihrer Jugend angesprochen zu werden. Es ist nicht so, dass nicht auch ich mich erheblich verändere” So bleibt als Trost nur der Kitsch: „Nur in der Befangenheit des Kitschs kann man wenigstens zwischendurch den Gedanken an seinen Tod ertragen und dessen langsames Näherkommen gefasst annehmen. Insofern hat der Kitsch einen unverrückbaren Halt im Leben, den sogar ich gut finden muss.” Mit dem Kitsch ist es wie mit einem Geist, scheint Genazino zu denken, je mehr ich ihn beschwöre, desto mehr verliert er seine Macht. Selbstverständlich ist das vorliegende Buch alles andere als Kitsch, es ist ein Vademecum des Lebenstrostes und der Distanz in einer Welt voller Zumutungen und Ärgernisse. Ihr einziger Nachteil besteht darin, dass man seine schillernde Fülle in einer kurzen Rezension nur unvollkommen verdeutlichen kann.
Genazino zu lesen ist, als lege man sich auf eine sehr weiche, angenehme Liege, recke und strecke seinen Geis und sein Gemüt und genieße eine intellektuelle Wellnessbehandlung. So habe ich es empfunden, seit dem ich die ersten Romane des Altmeisters aus Frankfurt gelesen habe. Deswegen hat es mich schockiert, dass Genazino in dem vorliegenden kleinen Buch über seinen Abschied als Schriftsteller räsoniert. „Schon seit längerer Zeit bin ich bereit, mich an mein Verschwinden als Autor und Person zu gewöhnen. Da ich zuerst als Autor meinen Platz räume, werde ich mich zunächst vom Literaturbetrieb abwenden, dann von den übrigen Verhältnissen.“ Bloß nicht, Wilhem, tu das Deinen Fans nicht an. Was sollen wir denn lesen, wenn du nicht mehr schreibst? Erpenbeck? Menasse? Sybille Berg? Bloß nicht.
Das war aber so ziemlich das einzige, was mich an dem vorliegenden Buch erschrocken hat. Der Rest war wie immer eine ungemein anregende Lektüre, eigentlich ein vierfach gestaffelter und durchgliederter Text mit folgenden Schwerpunkten (1) Der Werdegang des Autors von seinen ersten Schreibversuchen bei „Konkret“ bis heute (2) Frankfurt als Exempel der modernen Stadtrhunzung (3) Betrachtungen zum Wandel der Zeiten und die bereits erwähnten (4) Betrachtungen zum Ende des Schreibens.
Genazino wechselt mit seinen locker dahinperlenden Reflexionen zwischen Erinnerungen an die Ära von Hüftgürteln, Krokotaschen, Drehorgelmänner und postmodernen Reflexionen, die nur scheinbar naiv daherkommen. „In fast allen Fahrstühlen arbeiteten damals bein- oder armamputierte Männer als Fahrstuhlführer. Wenn ihnen ein Bein fehlte, lehnten sie in einer Ecke der Fahrstuhlkabine und bedienten die Knöpfe.” Diese Zeiten sind vorüber, geblieben ist das heimatlose Objekt innerhalb der gesamtumfänglichen Verhunzung – dass auch noch altert: „Andererseits weiß ich, dass es vielen Menschen peinlich ist, von Mitwissern ihrer Jugend angesprochen zu werden. Es ist nicht so, dass nicht auch ich mich erheblich verändere” So bleibt als Trost nur der Kitsch: „Nur in der Befangenheit des Kitschs kann man wenigstens zwischendurch den Gedanken an seinen Tod ertragen und dessen langsames Näherkommen gefasst annehmen. Insofern hat der Kitsch einen unverrückbaren Halt im Leben, den sogar ich gut finden muss.” Mit dem Kitsch ist es wie mit einem Geist, scheint Genazino zu denken, je mehr ich ihn beschwöre, desto mehr verliert er seine Macht. Selbstverständlich ist das vorliegende Buch alles andere als Kitsch, es ist ein Vademecum des Lebenstrostes und der Distanz in einer Welt voller Zumutungen und Ärgernisse. Ihr einziger Nachteil besteht darin, dass man seine schillernde Fülle in einer kurzen Rezension nur unvollkommen verdeutlichen kann.