Hamsun: „Benoni“ und „Rosa“

  Thomas Mann hat Knut Hamsun als den „geborenen Erzähler“ und als „den größten von uns allen“ bezeichnet und damit ein  zweifaches Statement abgegeben: er hat sich auf eine Ebene mit dem norwegischen Nobelpreisträger gestellt und ihm zugleich den Vortritt gelassen. Dem mag man zustimmen, auch wenn dieses Urteil die literarischen Frage offenlässt: Worin besteht die Magie der Hamsun´´schen Erzählkunst? Wie gelingt es,  zugleich scheinbar naiv und tiefgründig zu erzählen? Wie zaubert der Autor seine Figuren mitten in die Anteilnahme des Lesers hinein, dass man nicht aufhören kann, zu lesen??

Ich weiß es nicht, doch selbst bei der dritten Lektüre schlug mich der Doppelroman „Benoni“ und „Rosa“ wieder in seinen Bann. Schauplatz der Handlung ist „Sirilund“, eine Handelsniederlassung zwischen Trontheim und den Lofoten in Nordnorwegen. In Sirilund herrscht der Kaufmann Mack wie ein  König und Wohltäter über die Bewohner, Benoni Hartivgsen trägt die Post aus und verehrt die schöne Pfarrerstochter Rosa aus der Nachbargemeinde, die ihrerseits ihr Herz an den Küstersohn, den nichtsnutzigen Rechtsanwalt Jung-Arendtsen,  verloren hat. In kurzen Sätzen und einer fast märchenonkelartigen Diktion entfaltet  sich eine einfache aber merkwürdig packende Geschichte,  an deren  Ende Rosa den inzwischen erfolgreichen Benoni verschmäht und Jung-Arendtsen heiratet.

„Rosa“, der Fortsetzungsroman von „Benoni“, schließt nahtlos an die Handlung des Vorgängerbuches an.  Aus Benoni ist inzwischen  Hartvigsen geworden, der angesehene Kompagnon des Kaufmanns Mack. Hartwigsen und Mack sorgen dafür, dass Rosa vom desolaten  Jung-Arendtsen geschieden wird. Rosa, die geschiedene Pfarrerstochter, die ursprünglich den Benoni verschmähte, muss nun ganz schön Kreide fressen, ehe sie Hartvigsen zuerst  als Haushälterin, dann als Gattin in sein Haus holt.  Eine wichtige Rolle spielt Edvarda Mack, die Tochter des Kaufmanns, die dem Leser aus dem Roman „Pan“ bekannt ist. Auch Jung-Arendtsen taucht  noch einmal auf, um vor aller Augen Selbstmord zu begehen.

Beschrieben wird die Handlung aus der Perspektive eines jungen Malers, der auf dem Gut Sirilund Arbeit findet und sich rettungslos, aber ohne Glück, in Rosa, die Herrin des Hartvisen-Hofes, verliebt. Er ist auch dabei, als die Ehemänner des Dorfes Macks Badewanne entwenden und vergraben, genau die Badewanne, in der sich der alte Schwerenöter von jungen Frauen unzüchtig waschen ließ. Da Mack aber ohne seine Badewanne krank wird und der Betrieb auf Sirilund ohne ihn nicht weitergehen kann, wird die Badewanne wieder ausgegraben und zurückgegeben. Am Ende erhalten Benoni und Rosa sogar Nachwuchs. Der junge Maler und Erzähler nimmt mit gebrochenem Herzen Abschied von Siri Lohns und wandert weiter

 

 

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