Kehlmann: Thyll

 Manche Bücher enttäuschen die Erwartungen und sind trotzdem gut. Ein solches Buch ist „Thyll“ von Daniel Kehlmann, in dem – laut Verlagswerbung – die Lebensgeschichte des Gauklers Thyll Ulenspiegel vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges erzählt wird. Einspruch, euer Ehren, möchte man an dieser Stelle rufen. In Wahrheit steht Thyll Ulenspiegel gar nicht wirklich im Mittelpunkt der Erzählung. Es handelt sich bei dem vorliegenden Roman vielmehr um ein literarisches Potpourri über den  30-jährigen Krieg, bei dem der Spaßmacher Thyll im Grunde nur eine Nebenrolle spielt.  Die einzelnen, nicht chronologisch angeordneten Kapitel erzählen vom Hexenprozess gegen Thylls Vater, vom Wanderleben des fahrenden Volkes, von Feldlagern mit Bergen voller Kinderleichen, Schlachten, Klöstern und historischen Persönlichkeiten wie Adam Olearius, Athanasius Kircher, Wolkenstein, dem „Winterkönig“ Friedrich V von der Pfalz, Gustav Adolf II, Oxenstierna und jede Menge fiktiver Gestalten aus dem Fundus des fahrenden Volkes. Trotzdem liest sich der Roman gut, in der Hörbuchfassung mit Ulrich Nöthen ist er sogar ein richtiger Ohrwurm. Aber ich kann mir nicht helfen: am Ende  der Lektüre hatte ich das Gefühl, da war mehr drin.   Aber wie eingangs bemerkt: unterhaltsam ist das Buch trotzdem, und das ist ja auch nicht wenig.

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