Ich habe mir angewöhnt, mir zu allen Büchern, die ich lese, Notizen zu machen. Wenn es gute Bücher sind, lohnt es sich auf jeden Fall. Sind es schlechte, braucht man sie nicht zu lesen. 2018 habe ich das Buch „White Rabbit“ von Matthias Matussek sehr genau gelesen und exzerpiert. Es hatte mir schon damals gut gefallen, aber im Rückblick von nur wenigen Jahren wird jetzt mir klar, dass der Autor damals in erstaunlicher Hellsichtigkeit und Klarheit als Augenzeuge und Betroffener zugleich eine Wendezeit beschrieben hat, von der die meisten sich damals noch gar nicht vorstellen konnten, zu en, zu welchen Exzessen sie noch führen sollte. Heute, da wir uns fast an die FFF-Idiotie, die „Black Lives Mater“- Hysterie und die identätspolitische Verwüstung der Medien und Universitäten gewöhnt haben, erscheint das Buch und seine unerschrockene Diktion fast wie ein Relikt aus einer anderen, weit zurückliegenden Zeit. Aber nein, es ist gerade mal drei Jahre her. Grund genug, noch einmal in meinen damaligen Exzerpten zu lesen und sich zu wundern, wie vollständig die Gesellschaft kippte.
Kapitelweise Überblick Notizen
Der gesunde Menschenverstand – Teilnahme an einem Chesterton Kongress. Chesterton: „Tradition als Stimmrecht unser Ahnen. Er ist die kleine, amaßende Oligarchie der Gegenwärtigen, die sich erkühnt, das große Ganze nach ihrem Gusto zu verädnern. (S. 65) Kurzer Abriss der Chesterton-Biografie, genialer Multitasker (unausgesprochen wie Matussek) Schilderung des Kongresses und diverser Bekanntschaften. Larmoyanter Stil. Was Chesterton in seiner „Orthodoxie“ genau geschrieben hat, wird ebenso wenig klar wie das, was der „gesunde Menschenverstand“ sein soll. Was Matussek an Chesterton fasziniert, kommt am ehesten in einem seiner Zitate heraus „Das Christentum ist der einzige Rahmen, in dem sich die Freuden des Heidentums erhalten haben“ (Wahrscheinlich, weil man erst die Sau rauslassen darf, aber später, nach der Beichte, Absolution erhält).
Der erste Tag August 2014 wechselt Matussek vom Spiegel zu Springer, denn der Spiegel war nach dem Weggang von Aust nur noch eine „orientierungslose antiautoritäre Krabbelgruppe“. Entfremdung und goldener Handschlag beim Spiegel, zugleich ekeln ihn seine Feinde heraus, wobei es nur ein schwacher Trost ist, das auch diese falschen Freunde bald fallen (“Du sitzt am Ufer des Nils und wartest einfach ab, bis die Leichen deiner Feine an dir vorübertreiben“. Döpfner persönlich holt Matussek zur WELT, die sich inzwischen leider in ein content-Produkt verwandelt hat. Im Grunde, so Matussek ist die WELT eh nichts weiter als Hobby des Springer Konzerns (gerade mal 95.000 Auflage), will aber gehört werden. Sie wird nun aber von richtigen Losern geführt, vor allem Ulf Pochardt, dem „Protoptyp der neuen journalistischen Generation“ („Wir müssen mutiger, intelligenter, schwuler werden“) Matussek merkt, dass er von den Redaktionsleitern nicht gemocht wird und wundert sich über die regierungsfreundliche Grundstimmung ( „Wir brauchen keine Pressezensur, die Presse ist die Zensur“ – Chesterton)
Der Katholik macht ernst – Schilderung der ersten Wochen bei der WELT , Fehde mit Michel Friedman, der bei einer Maischberger-Diskussion mit einem Salafisten immer darauf hinweist, wie gefährlich das Christentum früher mal gewesen ist – („Riesengroßes Arschsloch“ nach Broder) Erste Abmahnung erhält er nach nur 14 Tagen für einen Artikel, in dem er ( „Ich bin wohl homophob und das ist auch gut so“)die Schwuleneuphorie kritisiert und seine Vorbehalte äußert (Zitat von Spaeman: Schwulsein ein Defekt in der Natur) Anlass: Protest einer Elterninitiative gegen die Sexualisierungspläne der badenwürtembergischen Regierung ( „freie und folgenlose Achtung jeder Art von Sex als eine der Grunddogmen der Moderne“ ) Exkurs zur freien Meinungsäußerung und Rückgriff auf die Erklärung der Menschenrechte durch die UN von 1948, wo allein die Stalinisten darauf hinwiesen, es sollten auf keinen Fall alle Meinugen geäußert werden sollen. Es gäbe auch nicht zu respektierende Meinungen, genau das, was heute im Mainstrem der BRD Gang und Gäbe ist ( Heiko Maas lässt grüßen) Nach der Veröffentlichung, die in der Redaktion glatt durchging, Shitstrom auf Facebook, aber auch Zustimmung. Redaktionsinterne Kritik unter Pocharts Leitung und unter allgemeinem Druck die erste Abmahnung .
Festung Europa Matussek begleitet Martin Schulz während des Europawahlkampfes 2014, eine dröge und langweilige Veranstaltung für ein gut gemeintes, aber längst an die Wand gefahrenes Projekt. Das Datum des Wahlkampf führt zu historischen Assoziationen zu 1914, als ein internationaler Furor des entfesselten Nationalismus zu beobachten war, ein hysterisches Augusterlebnis, das den Autor im nachherein an das Septembererlebnis von 2015 erinnerte, als eine ganze Nation, von regierungstreuen Medien angetrieben, den Verstand zu verlieren schien. Dem Autor ist jede quasireligiöse Aggressivität zuwider, die von 1914 ebenso wie die der Stigmatisierung von Regierungsgegnern durch Welcome-Refugee-Aktivisten. Der heutige „Nationalismus“, den die oppositionellen Bürger einfordern, ist im Übrigen rein defensiver Natur. Er will nichts zerstören oder erobern, sondern er will bewahren, was den Menschen teuer ist. Die EU aber steht dafür, eben dieses patriotische und nationale Erbe auf dem Altar von Multikulti zu opfern. Daran wird sie langfristig zugrunde gehen. Viel passender findet Matussek die „Pariser Erklärung“ von 2016, die für eine Bewahrung des christlich- aufgeklärten Europas und seiner Kultur eintreten. (S. 142f)
Die Nation feiert sich – Nach dem Europawahlkampf kam die Fußball WM, ein Fest der Nationen, was Matussek Gelegenheit gibt, das Nationale näher zu bestimmen. Es ist für ihn nichts Atavistisches, sondern ein ideeller Zusammenschluss von Gleichgesinnten, etwas, das über links und rechts hinweg weist, etwas ganz Basales und Letztgründiges. Schon anhand der WM von 2006 hatte Matussek mit seinem Besteller „Wir Deutschen“ einen Riesenerfolg gelandet, indem er eine Liebeserklärung an Deutschland geschrieben hatte und sich als erster Identitärer geoutet hatte.
Der neue Mensch Nach dem aufregenden Sieg bei der WM, den Matussek als einen Höhepunkt seines Lebens begreift, geht es erst mal zum Heilfasten in die Schweiz. In diesem langen Kapitel über den „Zauberberg“ purzelt vieles durcheinander: Otto Buchinger, einer der Väter des Heilfastens, sodann Karl Ove Knausgard, den Matussek bewundert weil er „die Zeit anhält“ und „dich durch die Zeitlupe schickt und du dich trotzdem darin erkennst“. Am Ende einige launige Bemerkungen über den Hunger, über Autoren, die über den Hunger geschrieben haben und darüber, dass die Angehörigen seiner, Matusseks, Generation den Hunger nur aus zweiten Hand kennen. Und schließlich der 90. Geburtstag der eigenen Mutter.
Schritte in der Nacht Döpfner Interview: Woran erkennt man einen guten Journalisten, in dem sich Matussek völlig ironiefrei selbst erkennt. Matussek schreibt über den AfD Gründer Lucke und wundert sich darüber, wie er vom SPIEGEL wegen seiner Freikirchenmitgliedschaft herabgewürdigt wird. Er begleitet den AfD Mitbegründer Achile Demagbo, einen Schwarzen, der von Linken in übelster Weise rassistisch niedergemacht wird und erkennt zum ersten Mal, dass AFD Aktivisten systematisch ausgrenzt und stigmatisiert werden. Schließlich fährt er nach Dresden und nimmt an der Pegida-Demo teil, die von der Kanzlerin in ihrer Neujahrsansprache an den Pranger gestellt wird (ebenso wie von Maas, Gauk, Gabriel, Özdemir und andern). Dabei waren deren 19 Punkte absolut grundgesetzkompatibel, sie wurden nur niemals wirklich öffentlich diskutiert, man tat so, als gäbe es sie gar nicht. Matussek spürt, wie sich ein „mehrheitsfähiges Irresein“ breitmachte, das gegen die sich andeutende Opposition extrem aggressiv zu Werke ging. Völlig unverständlich bleibt Matussek, wieso der Umstand, dass die meisten Flüchtlinge Wirtschaftsflüchtlinge sind, nicht thematisiert wird, warum die blutigen Morde systematisch NICHT mit dem Islam als Religion in Zusammenhang gebracht werden dürfen
Wahnsinn in Athen Anschwellende Flüchtlingsströme, anschwellende Gutmenschenhysterisierung und zugleich Entstehung der „Kampf gegen rechts-Bewegung“, vor allem unter Jugendlichen, „diesen geschmacklosen moralischen Selbstvergrößerungen der Schneeflöckchen Generation“, bei der sich „jeder Gegendemonstrant als Drachentöter fühlen konnte“ (S. 192) Ironisierung der linken Idee, am Karfreitag zu tanzen, was gerade diejenigen wollen, die ansonsten strengste Achtung muslimischer Kulturgerwohnheiten fordern (Anmerkungen: zur Freudlosigkeit der linken Ideologie, zur Enttranszendentalisierung: „wir sind ausgenüchtert bis zum Stumpfsinn“. Besuch in Athen, das Matussek an das Berlin der siebziger Jahre erinnert. Lange rezensive Passagen zu Raspails „Heerlager der Heiligen“, einem Buch, für das Mitterand, Jospin und andere dem Autor mit handgeschriebenen Briefen dankten. Pochart lehnt einen entsprechenden Artikel von Matussek ab
Terror und Zensur Charlie Hebdo Attentate – Beispiel für die Verfälschung der Realität durch die Tagesschau (1) Der vermeintliche Massenaufmarsch von Hollande, Merkel und co, (2) der Bericht über eine Massendemo zugunsten von Flüchtlingen, der mit alten Aufnahmen einer Antikriegsdemo aufgepeppt worden war (3) die selektive Ablichtung von Müttern und Kindern wo doch 80 % aus jungen Männern ohne Pässe aber mit Handys kommen (vgl. später: das Lautdrehen der Buhrufe von Journalisten durch die Tageschau)
Merkwürdige, paradoxe Reaktionsrituale auf islamistischen Terror (1) Trauermienie ohne den Islam zu erwähnen (2) Warnung sodann nicht in erster Linie vor den Tätern, sondern von denjenigen, die immer schon vor diesen Tätern gewarnt haben – den Rechten. Dabei eine erstaunliche Enthemmung der Amtsträger Gabriel, Gauk, Özdemir, Schäuble, die das eigene Volk beschimpfen oder ausgrenzen („Hell und Dunkeldeutschland“ siehe auch die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin)
Und nirgendwo Massenproteste der Muslime gegen die Gewalt, die in ihrem Namen begangen wird. Versuche, diese von linker Seite wenigstens als Schauveranstaltungen zu organisieren, schlagen peinlichst fehl. Ganz anders dagegen die Neujahrsansprache des ägyptischen Prasidenten, der seinen Glaubensbrüdern die Leviten liest ( S. 215) – Abschließend rezensive Äußerungen zu Houllebecps „Unterwefung“ – Schweizer Presse ist für die BRD das neue Westfernsehen.
Denunzianten Rodeo – Anmerkungen zur weiblichen Begehrlichkeit unter den Helferinnen im Hinblick auf die jungen, gut aussehenden männlichen Migranten ( aus ihnen sollten sich später die Messermorde an irregeleiteten jungen Mädchen entwickeln) Zitat von Franz Werfel zur deutschen „Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit“ (S. 221), mit der „der deutsche Totalitarismus eine Achsendrehung ins Gute genommen hat“ Peinliche Elogen Minkmars S. 221 (Münkler wäre hier noch anzufügen) – Die Wahrheit war viel prosaischer, wie Alexander in „Die Getriebenen“ schriebm der darauf hinwies, dass die Kanzlerin bewusst gelogen hat ( „Man kann die Grenze nicht sichern“.
Die Hatz auf Matussek beginnt: In „Fear“ eine staatssubventionierte Hassproduktion, in der konservativen Frauen der Tod gewünscht wurde, wird Matussek als führender Kopf der „neuen Rechten“ dargestellt – Generalangriff auf Matussek und Seinesgleichen durch das Machwerk von Bednarz und Geisa: „Gefährliche Bürger“ Denunziation als persönliches Geschäftsmodell – mit existentiellen Angriffen auf die beruflichen Grundlagen: Bednarz versuchte Birgit Kelle bei der WELT um ihren Kolumnenjob zu bringen. (S. 230), sie und Giesa demontieren so gut es geht Matussek (Bei Mautseks Entlassung triumphaler Facebook Eintrag durch Giesa. Effektive Vernetzung der Denzunziantenindustrie: in der linken FAS, deren Auflagezahlen immer weiter ins Bodenlos fallen, erhält Bednarz eine ganze Seite zur weiteren Anschwärzung von Matussek. Später heißt es auf S. 264
“Ganz eigene, durchaus kreative Echoräume haben sich da aufgetan für diejenigen, die Flüchtlingspropaganda auf Staatslinie betreiben und jederzeit für Sendungen des öffentllich-rechtlichen Rundfunks bereitstehen, die gemeinsam mit den politischen Stiftungen der Parteien und der Kirchen jenes perpetuum mobile in Schwung halten und ständig Kolloquien gegen rechts veranstalten – eine ganze Industrie für Trittbrettafhrer wie eben Liane Bednarz.“
Auftritt Father Brown So war es nur eine Frage de Zeit, bis auch Matussek fallen würde. Anlass wurde der schreckliche Terroranschlag auf das Bataclan in Paris und Matusseks missverständlicher Tweet samt einem unpassenden Smiley, das seinen Gegnern bei der WELT (Peters, Porchart, Niggemeyer und anderen ) Gelegenheit gab, ihn abzuschießen. Seine Kündigung am 17.11.2015 war schon beschlossen, als er am Montag an der Redaktionskonferenz teilenehmen will. Einige persönliche Bemerkungen die zeigen, wie sehr Matussek von dieser Hatz getroffen wurde. Er versucht, wie er selbst schreibt „sich am Ende meiner Angestelltenkarriere auf die Spur zu kommen“ und fragt etwas larmoyant „Kann es nicht auch für sozial auffällige Autoren wie mich eine Nische geben, in der man sie sozusagen naturbelassen schreiben lässt, solange sie Qualität liefern?“(246) Der Leser ahnt, dass es daneben auch noch etwas Persönliches gibt, was zu Matusseks Sturz beigetragen hat: eine persönliche Unverträglichkeit, Eitelkeit, ein Hochmut gegenüber den Minderbegabten, den ihm diese heimzahlen. Matussek ahnt das selbst, indem er schreibt, sein Unglück sei, „dass ich mich nicht von außen erlebe“(S. 245)
Sein Fall liefert ihm aber Gelegenheit, Grundsätzliches zur Veränderung der Presse auszuführen. Die Branche befindet sich in einem „längst noch nicht abgeschlossenen Zivilisierungsprozess“ ( besser wäre wahrscheinlich: Domestizierungsprozess) in dem für Gestalten wie ihn kein Platz mehr ist Es ist die Stunde der Ulf Pocharts , jener „frivolen Leichtgewichte“(251), die genau das schreiben, was man von ihnen erwartet und sei es noch so schwachsinnig ( „Wir müssen mutiger, intelligenter schwuler werden“ )
Münchener Willkommenskultur reoloaded – Anfang März Teilnahme an einer Diskussion in der Münchener Bayer Arena zum Thema Flüchtlinge, Impuls: eine Angehörige der Münchener Schickeria äußerte ihre Angst um ihre Tochter wegen eines neuen Flüchtlingsheimes. Diese Frau wird sofort der Lüge geziehen, ein SPD Stadtrat suhlt sich in seiner eigenen moralischen Selbstvergrößerung und beklagt das Leid der Welt. Matusseks Einwand, es handele sich überhaupt nicht um Aslyanten wird abgefaucht. Matussek erkennt eine gut betuchte liberalistisch-linke Gutmenschengesellschaft, die alle die gleichen BMWs fahren, beim gleichen Italiener reservieren und rotgrün blinken. „Man trägt sozialdemokratisch-menschenfreundliches, was für den Alltag so unerheblich ist, als ob man sein bestes Stück jetzt aus männlicher Sicht rechts oder links trägt.“ (262)
Das Ende der linken Tonangeber Kleiner biografischer Rückblick des Matussek-Werdegangs vom linksradikalen Schüler und Hippie, über den Lehramtsanwärter bis zum Reporter bei Stern und Spiegel. Eine Laudatio auf das herrliche Reporterleben, in dem man dafür bezahlt wird, dass man Mick Jagger und andere Prominente kennenlernten darf. Seine halbes Leben ist Matussek links, wenngleich immer weniger, bis sich für ihn im Jahre 1989 die Wende ereignet und kein Mensch mehr die Augen davor verschließen konnte, was für ein Murks der Sozialismus ist. Dachte Mutusek. Denn 25 Jahre nach der Einheit, 2015, als Deutschland uns um die Ohren fliegt, sind die alten Dämonen wieder da, nur ist aus dem Internationalismus die „one world“ geworden und „die Journalisten der staatlichen Fernsehanstalten spielen Heldentenöre für die Regierung, die macht, was sie will.“ Der Übergang hatte sich zwar lange vorbereitet, dann aber hatte er sich in Matusseks Wahrnehmung doch plötzlich ereignet. Nachdem er Bestseller auf Bestseller geschrieben und als „CEO der Ich AG Matussek“ ein prachvolles Leben geführt hatte, war er plötzlich ein Nazi. Was ist da nur passiert in den letzten Jahren? Was ist da geklippt, nicht nur für mich persönlich, sondern für die ganze Branche?“ fragt Matussek (275) Beispiel für die Verwahrlosung des Berufsstandes am Beispiel eines Tagesspiegel Kommentars zu den Berlinere Jugendbanden (Malte Lehming, dessen Name im Buch nicht erwähnt wird – was übrigens öfter geschieht, als wolle Matussek nur andeuten für die, die es wissen) Das war 2010, kurz darauf beginnt die Kampagne gegen Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“, ein wahrhaft prophetisches Buch, das sich auf verhängnisvolle Weise bewahrheitet hat. Dann in der Grenzöffnungs-Krise der Umschwung der BILD „von der Baubudenzeitung zum Temperenzlerblatt“ unter der Leitung von Diekmann und schließlich die Blamage der Medien bei den Massenausschreitungen von Köln. Das war aber nicht alles. Noch extremer wurde es bei der Wahl von Donald Trump. Jeder Hanswurst zog nun unter dem Beifall von Seinesgleichen staatsbezahlt über den demokratisch gewählten amerikanischen Präsidenten her, und das obwohl sich Trump der größten und am meisten benachteiligten Gruppe von Menschen angenommen hatte: “dem weißen Mann, der ohne Arbeit dastand“(281) Dieser Prozess wurde begleitet von einer erschreckenden Umwandlung der geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten in totalitäre linke Refugien, in denen kein Andersdenkender mehr auftreten darf ( Baberowski, Wendt, AfD Politiker) – und es folgte die Stimgatisierung des Ostens, als Synonym für „Abschaum“ und „Klamotten, die Scheiße aussehen“. Ein „Fuzzy“ der Agentur Schulz und Friends versuchte (allerdings vergeblich ), Tichys Einblick oder der Achse des Guten zu schaden. (Auch hier wird der Name Gerald Hensel nicht genannt, muss man sich wahrscheinlich auch nicht merken, er hat sogar als Sykophant versagt) Demgegenüber ein enthusiastisches Portrait von Marin Lichtmesz, dem Gottseibeiuns der Identitären und der Neuen Rechten und seinem Buch „Kann nur ein Gott uns retten?“, von dem Matussek schwer beindruckt ist. Gegenüber der Tiefe seines Blicks und seiner Fragen erscheint die heutige Linke „infantilisiert, verkümmert in ihren Echokammern, total verblödet in ihren Schutzräumeng gegen Mikroaggressionen“ (291) – Ein Zerrbild dieser Verblödung ist der unsägliche Jan Böhmermann. Demgegenüber weht der Geist anderswo, und zwar bei den Identitären, deren Avantgarde nicht Marx und Mao sondern Heidegger und Jünger sind. (292) Es ist ein Geist, der zur Tat drängt, und zwar mit festem Herzen und gewaltfrei wie es Martin Sellner vormacht
Der Kulturkampf geht weiter, Deutscher Wahlkampf 2017. Die Matusseks fliehen nach Florida und besuchen das Hemingway Haus. Zurückgekehrt wird Matussek Zeuge des Shitstorms gegen Claus Strunz, der als einer der wenigen Journalisten auf die schreienden Missstände etwa bei den Abschiebungen hinweist. Begegnung mit Michel Houllebecq, der aussah „wie ein alter Waran in einem Parka.“ Schilderung der perfiden Verdrehungen der Ausschreitungen auf der Frankfurter Buchmesse (die sich in Leipzig wiederholen werden), dabei eine sympathisierende Erwähnung von Götz Kubitschek, die zeigt, das Matussek überhaupt keine Berührungsängste mehr hat. Noch einmal Bekräftigung seiner Diagnose: “Wird er sich drehen der Wind? Wird es zu einem Paradigmenwechsel kommen? Wird der Linken die kulturelle Hegemonie, wie Gramsci das einst nannte, endlich aus der Hand geschlagen und damit tatsächlich frischer Wind in die gesellschaftlichen Debatten kommen? Ich glaube schon. Ich glaube, der Wind hat sich gedreht. Man wird erkennen, besonders im Jahr 2018, wenn das 50. Jubiläum der 68er ansteht, dass die wahre Intelligenz, die sich in Zeitschriften wie TUMULT versammellt, heute rechts denkt.“ Paradigmatisch dazu die „Pariser Erklärung katholischer Intellektueller (313), der man als Leser zwar voll zustimmen kann, die aber fast gänzlich unbeachtet blieb.
Schlussbemerkug Der Lügenäther im politischen Raum (Sloterdijk) wird immer sichtbarer, erkennbar an dem gespenstischen Auftritt von Merkel zum Jahrestag des Terroranschlages auf den Breitscheidplatz. Die Lügen der Kirchenoberen, die ihr Kreuz vor der Moschee ablegen, aber an ihren Kirchen das Licht ausmachen, wenn Patrioten demonstrieren, die Lügen der Parteien, die in Brüssel einer neuen Einwanderungslawine von zwei Millionen Moslems zugestimmt haben – das alles mag sein, aber das weiße Kaninchen und der gesunde Menschenverstand werden sich nicht mehr irre machen lassen. Letzter Satz: „Der gesunde Menschenverstand, da bin ich mir sicher, wird sich (…) durchsetzen auf die Dauer, auch gegen die Regierenden und ihr