Ein untrügliches Erkennungsmerkmal Linker ist ihre Überheblichkeit. Mir war schon als Student aufgefallen, dass linksstehende Kommilitonen, die zu blöde waren, die Zwischenprüfung zu bestehen, sich für intelligenter als Helmut Kohl hielten. Diese Selbstverblendung der Linken beruht auf einer Gleichsetzung, die wiederum ein schlagender Beweis für ihre Verblösung ist: nämlich der Gleichsetzung ihrer moralischen Selbstgewissheit mit Faktenkenntnis. Für dergleichen geistige Underperformer gibt es zur Zeit keine bessere Hassfigur als Donald Trump, den sie unisono für einen Dummkopf oder Deppen halten.
Das vorliegende Buch von Sabine Meyer ist durchaus geeignet, diese Fehleinschätzung zu korrigieren. Auch wenn die Autorin expressiv verbis Donald Trump und seine politische Agenda ablehnt, bietet sie doch in den sachhaltigen Passagen ihrer Darstellung einen ganz ausgezeichneten Überblick über die Geschichte der Trump-Dynastie von Kallstadt(Pfalz) bis New York (USA).
Die historischen Passagen beginnen mit dem Lebenslauf von Friedrich Drumpf aus dem rheinland-pfälzischen Ort Kallstadt (Von dort stammen auch die Vorfahren der Ketchup Dynastie der Heinz), der als Einwanderer am Ende des 19. Jhdt. nach Amerika kam. Als Teilnehmer am Yukon-Goldrausch 1898 machte Friedrich Drumpf ( der sich bald in Fred Trump umbenannte) als Restaurantbetreiber für hungrige Digger das erste dicke Geld im kalten Norden.. Mit dem auf diese Weise erwirtschafteten Kapital erwarb Fred Trump anschließend in New York unmittelbar vor dem Auto- Boom jede Menge Garagen.
Fred Trump senior stab nach dem ersten Weltkrieg an der Spanischen Grippe und hinterließ einen 13 jährigen Sohn Fred Trump junior. Fred Trump jun. stieg in den zwanziger Jahren erfolgreich ins Baugeschäft ein und überstand die Durststrecke der Weltwirtschaftskrise als Lebensmittelhändler. Auf der Grundlage staatlicher Kredite errichtete er in den Vierziger und Fünfziger Jahren Unmengen von Wohnungen für die untere Mittelschicht und ganze Stadtteile für aus der Armee entlassene Gis.
Obwohl Fed Trumps jun. Vermögen auf eine viertel Milliarde Dollar geschätzt wurde, stattete er seinen Sohn Donald Trump als Startkapital „nur“ mit einer Million Startkapital aus. Donald Trumps Einstieg in das Big Business begann mit dem Swifton-Village-Deal in Ohio, bei dem Vater und Sohn einen heruntergekommenen Wohnkomplex aufkauften und aufwendig sanierten. Der junge Donald Trump, gerade mal Mitte Zwanzig, war maßgeblich an der Durchführung und Abwicklung dieses Geschäftes beteiligt.
Anschließend ging Donald Trump nach Manhattan, wo es ihm gelang, drei Projekte zu verwirklichen, die ihn schon als jungen Mann in eine ganz andere Liga als seinen Vater katapultieren: die Umwandlung des heruntergekommen Commodore Hotels in das „Grand Hyatt“, den Bau des Trump Towers und die Errichtung des Wollman Rinks. Dabei offenbarte Trump schon in jungen Jahren eine extreme Hartnäckigkeit, ausgefuchstes Verhandlungsgeschick und einen guten Riecher für Geschäftschancen. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass Donald Trumps Karriere von den politischen Verbindungen seines Vaters und von enormen Steuergutschriften profitiert hat – und dass er als knallharter Geschäftsmann niemals davor zurückscheute, seine Partner über den Tisch zu ziehen. Ein dauerhafter Fleck auf seiner Agenda besteht außerdem in Trumps Neigung, seinen Arbeitern (etwa der polnischen Baubrigade bei der Errichtung des Trump Towers) nicht immer den gesetzeskonformen Mindestlohn zu zahlen. Wer von den anderen Immobilienhaien von diesen Sünden rein ist, werfe den ersten Stein, mag man denken. Schön ist es aber trotzdem nicht.
Außerdem waren längst nicht alle Trump-Projekte vom Erfolg gekrönt. Die größten Pleiten, die Trump an den Rand des Ruins führen, erlebte er im Casino Geschäft (namentlich durch das das Taj Mahal von Atlanta), bei denen er vier Mal Insolvenzschutz in Anspruch nehmen musste. Auch seine Getränke- und Mode-Ideen, seine Immobilienbank, seine Universität und seine Fluggesellschaft erwiesen sich als Flops. Bemerkenswert oder bezeichnend, je nach Perspektive, aber ist, dass es Trump immer gelang, sein Privatvermögen vor dem Zugriff der Schuldner zu sichern.
Ab 2004 stieg Trump mit „Apprentice“ erfolgreich in das Fernsehgeschäft ein. Kandidaten aus allen sozialen Schichten bewarben sich mit ihren Geschäftsideen um einen Einjahresvertrag in einer der Trumpfirmen. Stilbildend wurde der bombastisch inszenierte Auftritt Trumps wie auch sein „Du bist gefeuert“-Spruch, der in den USA so etwas wie ein geflügeltes Wort wurde. Nicht zuletzt durch diese Sendung mit ihrer nach Millionen zählenden Zuschauerschaft stieg Donald Trump endgültig zu einer nationalen Figur auf. Als solche beteiligte er sich 2015 an den Vorwahlen für die Kür des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, eine Bewerbung, die die Autorin (das Buch erschien vor den Wahlen) für völlig aussichtslos hält.
Relativ fair erscheint die Darstellung des Trumpschen Familienlebens. Aus Trumps drei Ehen mit Ivana, Marla und Melania entstammen fünf Kinder. Ivanka, Donald Trump jr. und Eric Trump sind Kinder von Ivana, Trumps erster Ehefrau. Tiffany Trump stammt von seiner zweiten Ehefrau Marla und der kleine Barron Trump entstammt Trumps dritter Ehe mit Melania. Alle Kinder haben zum Vater ein gutes Verhältnis und sind durch keinerlei Skandale aufgefallen. Ein größerer Kontrast etwa zu den drogensüchtigen Kindern viele Hollywood- und Politikgrößen ist kaum denkbar. Mittlerweile ist Trump auch zehnfacher Großvater.
Man sieht, man kann dem Buch jede Menge sachhaltiger Informationen entnehmen, die geeignet sind, das mitunter etwas einseitige Bild, das die europäischen Medien vom amerikanischen Präsidenten zeichnen, etwas zu korrigieren. Die Art seiner Diktion macht es kompatibel für die unterschiedlichsten Leser. Linke könne sich an den zahlriehen Negativurteilen über Trump ausgiebig laben. Konservative lernen aus den rein deskriptiven Teilen des Buches, dass eines ganz bestimmt nicht zutrifft, was der linke Mainstream seinen Gebührenzahlern tagaus tagein vermittelt: dass der 45. Präsident der USA ein Dummkopf ist.