Schachinger: Echtzteitalter

Das vorliegende Buch, das im Jahre 1923 mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, beschreibt den Werdegang eines Wiener Gymnasiasten von der ersten Klasse bis zur Matura. Der Name der Hauptperson ist Till,  er ist ein zurückhaltender junger Mann, der nur in seiner Liebe zum Videospiel „Age of Empire“ aus sich herausgeht. Das Buch liest sich überraschend unterhaltsam, ohne deswegen flach zu sein, mehr noch:  dem jugendlichen  Autor, der seiner Schulzeit noch gar nicht so lange entwachsen sein kann, gelingt es mit einem erstaunlich souveränen, geradezu altmeisterlichen Erzählstil die soziale und psychologische Welt eines Wiener Elitegmynasiums ungemein anschaulich vorzugführen. Die kulturgeschichtlichen  Bezüge, die er dabei herstellt, sind so breit, treffend und umfassend, als hätte Schachinger bereits seit 100 Jahren Germanistik studiert. Das allein ist schon viel mehr, als man gemeinhin von den literarischen Newcomern erwarten kann und rechtfertigt – vor allem in Anbetracht der bescheidenen Konkurrenz – die Prämierung auf der Buchmesse

Aber nichts ist so gut, dass es nicht noch etwas besser werden könne. Mitunter stolper der Leser über formale Unstimmigkeiten, wenn der Autor zwischen der Erzählperspektive Tills und erkennbar seiner eigenen hin und her springt. Das wird vor allen in den Passagen sichtbar, in denen der Autor wertend auf die Pauke hat. Die Selbstverständlichkeit, mit der er aus der  Perspektive eines grün roten Zeitgeistes arguemntiert, besitzt etwas Eindimensionales, was nicht zum Niveau der Sprachbeherrschung passt.  Natürlich sind die konservativen Geschichtslehrer allesamt Mitglieder der ÖVP, und die negative Hauptfigur, Tills Klassenlehrer, ist die reinste Karikatur.   Wohlgemerkt, so etwas einer Figur in den Mund zu legen, ist natürlich legitim, problematisch wird es, wenn dergleichen Wertungen gleichsam von außen in die Handlung hereingerufen werden. Das war es aber auch schon mit meine kritischen Anmerkungen, die den Gesamtwert des Buches nur unwesentlich schmälern. Eine lohnende, unterhaltsame Lektüre, die auf weitere Bücher Schachingers neugierig macht.

 

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