„Es sind die vielen kleinen Lichter, die aus der Welt einen hellen und warmen Ort machen“ (S. 68/9), sagt Sven, der ostdeutsche Lektor für Bulgarisch und Tschechisch, der wirklich ein kleines Licht ist, aber leider auch ein Stasi Agent, der seine Frau und seinen Freund bespitzelt. (Der Seitensprung) “Der Verdruss fraß in ihm und zehrte in kleinen Bissen sein vergangenes Leben auf“ (S.117)heißt es in einer anderen Geschichte (Der Andere) über einen Witwer, der nach dem Tode seiner Frau dahinter kommt, dass ihn eben diese scheinbar so nachgiebige und allzeit zuhandene Frau jahrelang betrogen hatte. Zwischen den drei Rollen des Helga-, des Jutta- und des Veronika-Thomas kann sich der reale Thomas nicht mehr zurechtfinden (S. 172), so das er seine drei Geliebten verlässt, um als Bettelmönch durch die Gegend zu ziehen, ehe ihn ein Unfall als Krüppel in die Obhut seiner drei Geliebten zurücktreibt ( Zuckererbsen).
Das sind nur drei Beispiele für die Stimmung und die Diktion der sieben Kurzgeschichten, die der vorliegende Band versammelt. Es sind Geschichten von Seitensprüngen, untreuen Ehemännern und Ehefrauen, von Erfolgreichen und Verlieren, denen eines gemeinsam ist: sie sind einsam und das gleich in einem doppelten Sinne: einsam unter ihresgleichen, aber auch einsam mit sich selbst. Die Liebeleien, in die sie sich hier und da flüchten, sind nur Surrogate, „Liebesfluchten“, also nichts Existentielles, denn letztlich bleibt ein jeder allein. Leser, die diese Empfindung teilen und dieses ein wenig morbide Gefühl wie einen alten Wein nachschmecken möchten, sind mit dem vorliegenden Buch gut bedient. Gut zu lesen an einem verregneten Nachmittag, wenn man weiß, dass der Partner bald nach Hause kommen wird.