Talmar Halpern: California Girl

Das Buch – Roman, wäre zu viel gesagt – beschreibt aus der Ich-Perspektive die Lebenswelt von  Timey, einem 14-jährigen Mädchens im Kalifornien der 1980er Jahre. Ihre Eltern, eine spät studierende Mutter und ein Professor aus Berkley, sind geschieden und teilen sich das Sorgerecht. Timey ist weitgehend sich selbst überlassen, kifft am Morgen mit ihren Freundinnen unter Autobahnbrücken und trinkt geklauten Schnaps. Sie lebt in einer Zwischenwelt jenseits der Kindheit und in Erwartung einer ereignisreichen Jugend, orientiert sich an Schlagstars, Mode, Musik und angesagten Trends. Die Erlebnisweise chargiert zwischen Zynismus und aufgesetzter Coolheit, die Erzählhaltung ist schnodderig, wenngleich nicht langweilig.

So weit, so unterhaltsam. Aber was will mir Timey sagen? Wahrscheinlich, dass die moderne Mittelstandsjugend nur auf den ersten Blick oberflächlich, in Wahrheit aber orientierungslos ist, weil die Eltern ihre Vorbildfunktion nicht mehr wahrnehmen. Hundertmal habe ich das schon so oder ähnlich gelesen und es stimmt trotzdem nicht In radikalerer, ernsthafterer Form ist das Phänomen der jugendlichen Wohlstandsverwahrlosung von Easton Ellis ausgeleuchtet worden. Denkt man sich California Girl  nur ein wenig seichter, befände man sich schon auf dem Soap-Äquator.