Willeford: Miami Blues

Da ich Miami wegen des schlechten Wetters nicht wirklich richtig kennen lernen konnte, habe ich mir wenigstens während der atlantischen Frühjahrsstürme auf dem Campingplatz den Krimi „Miami Blues“ reingezogen. Und das war kein Fehler, denn es handelt sich bei dem vorliegenden Buch um einen Krimi der Extraklasse, der den Leser tief in das soziale Unterfutter der größten Stadt Floridas einführt, in seine schäbigen Hotels, in denen jüdische Rentner ihren Lebensabend neben illegal eingewanderten Cubanos verleben müssen, nach Little Haiti, wo die Drogenbarone morden und nach Dade County, wo sich die junge Susan Wagnoeer prostituiert, um ihr Studium zu finanzieren. In dieser knallharten Welt sucht der gerade erst aus dem Gefängnis  entlassene Frederick Frenger Junior sein Glück.  Als ein lupenreiner Psychopath mordet er ohne mit der Wimper zu zucken und zieht eine Blutspur durch das Land. Sein Antagonist, der Polizeiseargant Hoke Mosley,  lebt nach seiner Scheidung in einem heruntergekommenen Hotel in Miami und schafft es gerade noch, sich mehr schlecht als recht durch sein Polizeileben zu kämpfen. Ohne allzu viel zu verraten, kann man nur sagen: er ist nicht nur ziemlich herunter gekommen, sondern hat auch noch viel Pech, zweimal wird ihm das Gebiss geklaut, ehe es schließlich zum Showdon mit dem psychopathischen Frederick Frenger Junior kommt.

Einen so atmosphärisch dichten und rasant geschriebenen Kriminalroman  habe ich seit langem nicht mehr gelesen. Als Begleitlektüre für die erste Miamaireise durchaus als Korrektiv dafür zu empfehlen, sich von der Glitzerwelt der Promenaden am Ocean Drive nicht allzu sehr täuschen zu lassen. Übrigens mit James Baldwin in der Rolle des Frederic Langer junior glänzend verfilmt.

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