Gewaltdarstellung ohne jeden funktionalen Kontext gelten mit Recht als obszön, schreibt Martin Zimmermann in der Einleitung seines Buches. Das Privatfernsehen lässt grüßen. Andererseits mahnte Susan Sontag, bei dokumentierter Gewalt genau hinzuschauen, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Aber warum genau hinschauen? mag man dich fragen.
Diese Frage beantwortet der Autor nicht. Ihm geht es vielmehr um eine Geschichte die antiken Gewalt unter dem Gesichtspunkt ihrer Darstellungsmodi: als Mittel der Einschüchterung, der demonstrativen Darstellung der Macht, aber auch als Mittel der Abschreckung. Eine theoretische Perspektive, die der Gewalt Ihren Stellenwert innerhalb eines politischen Systems zuweist (und eventuell ihren Wechsel von System zu System beschreibt), gibt es nicht. Stattdessen erzählt der Autor von Gemetzel zu Gemetzel, was anfänglich durchaus einen schaurigen Unterhaltungswert besitzt, am Ende aber ermüdet. Im Grunde bietet das vorliegende Buch eine Geschichte der Antike unter besonderer Berücksichtigung der Gewalt. Die Gräuel assyrische Pfählungen werden ebenso minutiös dargestellt wie die Grausamkeiten der Proscriptionen und Christenverfolgungen. Schließlich endet die antike Geschichte mit dem Lobpreis des körperlichen Leids als Vorspiel für den Eingang ins Paradies. Alles in allem ein interessantes Buch als Beleuchtung einer sachlichen Nische, wenngleich in der Wiederholung des Schrecklichen etwas einschläfernd. Insgesamt meint der Autor, wäre alles nicht so schlimm gewesen, denn die Literatur hätte in ihrem eigenen Interesse regelmäßig übertrieben. Hoffentlich stimmte das auch.